Der Multiinstrumentalist Oliver Lichtl wirft die existentiellen Fragen der Menschheit auf: Popmusik mit Tiefgang, aber ohne bleibende Eindrücke.
Das mittlerweile vierte Studioalbum des Münchner Ein-Mann-Orchesters Uphill Racer kann als eine logische Weiterführung des von vielerlei Seiten hochgepriesenen Vorgängers „Telescopeland“ bezeichnet werden. Unverändert blieb Lichtls hoher ästhetischer Anspruch unter dem nicht nur die ausgeklügelte Komposition seiner Pop-Symphonien steht sondern sich auch für die verletzliche Sensibilität im Songwriting verantwortlich zeigt. Uphill Racer gibt sich nicht mit Banalitäten ab sondern ergründet feinfühlig die Schattenseiten unserer Existenz: in „Naissance“ philosophiert Judith Heusch über die Vergänglichkeit des Moments („There is a moment, now it is passed. Here is the future, now it is passed“), Iiris Viljanen begibt sich in „Bones“ unter der Begleitung von treibenden Percussions auf die Suche nach dem wahren Ich („This is where I am. Where is where I am?“) und in „Requiem For My Friend“ nimmt Rosalie Eberle an der Seite eines bedrückenden Klaviers, das mit letzter Kraft seine erschütternden Töne hervorzubringen scheint, Abschied von einer geliebten Person. „How It Feels To Find There’s More“ ist das spannende Sammelsurium verschiedenster Künstler, deren stimmlichen Qualitäten sich harmonisch in ein homogenes Gesamtwerk fügen ohne jedoch ihre Individualität und Authentizität einbüßen zu müssen.
Oliver Lichtl hat ein geschicktes Händchen bei der Auswahl der Sänger und Sängerinnen bewiesen, die mit ihrer eigenständigen Persönlichkeit stimmig die zu transportierende Stimmung umsetzen konnten. Dabei hat der Dirigent dieses aufwendigen Projektes kaum etwas dem Zufall überlassen. Man erkennt mit welcher Selbstverständlichkeit Lichtl eine Vision von vielschichtiger Popmusik entstehen lässt, in der unterschiedlichste musikalische Färbungen ineinander verschmelzen. Es entsteht ein Reichtum an Melodien, die stets mit einem sentimentalen Feinschliff versehen sind; wo immer wieder kleine Harmonien im dumpfen Nebel aufleuchten und subtil mitschwingen. So reihen sich leichte Synthie-Popmelodien („From Miles“) ohne Berührungsängste an folkloristische Hymnen („Bright Curious Endless“) und lassen weite Musiklandschaften aufblühen, die der Hörer durch das Fenster eines vorbeifahrenden Autos wahrnimmt: die Farben verschwimmen und vermischen sich und hinterlassen ein angenehmes Gefühl ohne jedoch bleibende Eindrücke zu hinterlassen.