Hummingbird

Das Schicksal sitzt im Nacken dieses kalifornischen Vierers und bläst sich zu sehr vertrauten, aber handwerklich meisterlichen Songs auf. Mit echtem Klosterfrauen-Melissengesang.

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So viel an den Local Natives ist schwer konsensfähig. Das Drama, die Kunstfertigkeit, die Bodenständigkeit, die Arrangements, der Pathos. Die Ecken sind schnell abgesteckt: Pitchfork-Lieblinge, auf Tour mit Arcade Fire, produziert von The National-Fingern. In diesem Ghetto hat es sich das Quintett gemütlich gemacht und aus Tau und Altweibersonne ein Album gegerbt. Und diese Stimmungen beherrscht die Band wirklich fast mühelos, durchgehend, ohne Schwachstelle. Egal welches Klischeebild man aus der US-Pionierszeit auch abruft, es passt, meistens.

Schicksalhafte Filmmomente lassen sich jedenfalls endlos und bestens mit dem zweiten Album der Kalifornier bebildern. Wenn der US-Vize Joe Biden vor einer wichtigen Entscheidung steht, überzeugt er sich wohl ab sofort selbst von der Tragweite des Augenblicks, indem er Local Naives hört. Präsidiale Ernsthaftigkeit steht dem Album gut zu Gesicht. Der Rolling Stone entdeckt sicher demnächst, und das ist natürlich cirka das Schlimmste. Die Band ist komplett gestrig. Hallo Fleet Foxes, Mumford & Sons und Lumineers übrigens. Aber wer will sich daran schon stören, wenn Pianos und Chöre und Drums und Geschichten und Kadenzen so mühelos schwülstig ineinander greifen. Das ist Gefühlsmusik Galore. Nur Eier, die gibt’s hier nicht.

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