Es war abzusehen, doch das Maß in dem sich Digitalism auf bestehenden Schnittmustern ausruhen, ist erschreckend.
Dabei liegt es in der Natur von sehr zeitgeistiger Musik, dass sie schnell altert. Über Jahrzehnte erprobte Formen – die übergroßen Bottiche wie Singer-Songwriter, Rockmusik oder Techno – haben es insofern leichter, als dass ihre Formensprache akzeptiert und eingelernt ist. Niemand stört sich an der Kombination Klampfe, Harmonika und Stimme oder einem Bluesschema. Digitalism bewegen sich dagegen auf relativ neuem Terrain. Sie schafften es mit ihrem Debüt so etwas wie einen Soundtrack der hyper-indiviualisierten Leistungsgesellschaft, ihrer Zerstörungswut, mit dem Hintergrundrauschen mobiler Kommunikation und wuchtigen Bässen zu vermählen. Und genau das tun sie auch immer noch.
Aber so viel passt bei diesem Album nicht zusammen: Digitalism können nicht singen, haha, Quastenflosser-Rockjournalismus-Kritik, können sie zwar auch nicht, das wäre aber für sich alleine aber eigentlich sehr egal. Dann aber bekommt man schon wieder Oktavbässe, Arpeggio-Synths, alles wird auf Autoradio getrimmt, alles wird auf Marketing optimiert, auf Synchronisierungen in Games, Filmen, Serien und Sportshows, alles auf Jugend, Big-Beat-Orgien und Stromlinienförmigkeit. Digitalism haben ein Kunststück geschafft, sie haben sich in ihre eigene Coverband verwandelt.