Ein zartbesaiteter Däne zieht die zarten Saiten auf, abgeschmacktes Süßholz lässt er vorbei treiben.
Um in marktspezifischen Termini zu sprechen: In Sebastian Linds musikalischen Umfeld, nämlich dem Singer/Songwriter-Genre, herrscht ein deutliches Überangebot. „Ich bin kein Singer-Songwriter im klassischen Sinne. Dafür schiebt mir die Wundertüte Pop allmorgendlich zu viele unterschiedliche Spielweisen durch die Studio-Eingangstür“, formuliert über sich selbst – und darin liegt vielleicht die Tatsache begründet, dass er eben doch nicht klingt wie der Rest.
Anstatt sich einfach nur mit Klampfe das Leid von der Seele zu singen, hat Herr Lind sich auch noch ein paar Loop- und Effektgeräte zugelegt, mit denen er herumexperimentiert. Das Klack-Klack in angewandter Repetitionstechnik macht aus Sebastian Lind noch keinen akustischen Kalkbrenner, aber hebt ihn aus dem Schnulzenschmalz. In Österreich kannte man diese Loop-Geschichte ähnlicher Art von Toph Taylor alias Trouble Over Tokyo, der gleichsam seine hohe Stimme damit paarte, sich aber am Schlagzeug begleiten lies. Sebastian Lind vertraut hingegen auf sein Talent als Gitarrist und den verkümmerten Minnesänger in sich.
Dieses Bauchgefühl war wohl auch verantwortlich für die Entscheidung sich vom Riesen-Label Universal zu lösen und den Nachfolger des Debütalbums in Eigenregie zu produzieren. Wieder ein Glücksgriff! Produktion, Artwork und Merchandise sind liebevoll gestaltet, persönlich, aber professionell und auf einander abgestimmt. Gerade die instrumentale Beschränktheit von “I Will Follow” lässt dem Kitsch keine Chance und der eigenen Interpretation viel Spielraum. Das ist es auch, was Lind erreichen möchte: Musik, die „Reisebegleiter“ sein kann, die durch die persönlichen Erlebnisse des Tages oder der Nacht trägt und in diesen Bedeutung erlangt. Was nicht heißt, dass die Stücke selbst leer und ohne Inhalt wären, sie sind nur nicht plakativ, sondern lassen Raum für Subjektives.