Nach „Fausts Fall“ (2007) stürzt in Rumpls als literarischer Porno angekündigtem Roman ein Paar: Valery fällt unter ungeklärten Umständen aus einem Hotelzimmer an der Westbahn, ihr Gatte aus seiner Ingenieurs-Lauf- und Lebensbahn. In zwei Romanteilen wird beider 20 Jahre dauerndes Eheleben retrospektiv beleuchtet. Schwangerschaftsbedingt bricht sie ihr Studium ab, während er Papiermaschinen in Betrieb nimmt, […]
Nach „Fausts Fall“ (2007) stürzt in Rumpls als literarischer Porno angekündigtem Roman ein Paar: Valery fällt unter ungeklärten Umständen aus einem Hotelzimmer an der Westbahn, ihr Gatte aus seiner Ingenieurs-Lauf- und Lebensbahn. In zwei Romanteilen wird beider 20 Jahre dauerndes Eheleben retrospektiv beleuchtet. Schwangerschaftsbedingt bricht sie ihr Studium ab, während er Papiermaschinen in Betrieb nimmt, sie zieht beider Nachwuchs im Wiener Vorstadthaus groß und er sieht sein Glück mit Karriere, Ehe und Kindern erfüllt – und verblassen. Valerys Tagebuch, aus dem der 48-jährige in Wien lebende Autor erst am Ende zitiert, berichtet vom Ausbruch aus der ehegrauen Monotonie. Doch erst der mysteriöse, sie in Kellern in SM-Spiele einführende Fremde weckt des Neo-Callgirls Leidenschaften – in doppelter Weise: sie leidet und liebt zugleich. Der studierte Philosoph Rumpl flicht philosophische Zeitreflexionen in seine klare Prosa, die mit erzähldramaturgischer Verve zwei Existenzen zwischen Einsamkeit und Lust pendeln lässt. Die expliziten, doch nie pornografischen Szenen erhitzen die melancholische Grundstimmung des empathischen Romans, der im dritten, 2010 spielenden Teil noch mit detektivischen Elementen aufwartet.