Oft ist Musik so viel mehr als einfach nur Anhäufung von Tönen und Worten. Aber selten wird das so deutlich wie bei Tinariwen.
Das unstete Kollektiv von Musikern und Poeten der Tuareg lebt und arbeitet in der grenzenlosen, sandigen Weite zwischen Mali, Libyen und Algerien. Über Jahre des Exils, der Rebellion, der Armut haben Tinariwen so etwas wie den Sound einer ganzen Generation geschaffen; aber nicht nur mit ihren Themen. Selten wirkte die Verkreuzung von traditionellen, lokalen Musikidiomen mit Blues und Rock so mühelos. Daraus entsteht Wüsten-Rock im eigentlichen Sinn – mit sehr präsenten E-Gitarren, die über zumindest ungewohnten Rhythmuspattern ihre modalen Melodien auf arabisch anmutenden Tonleitern aufspannen. Allein wie diese Musik Zeit anders strukturiert, zerdehnt, langsam ins Fließen bringt, ist anders als alles, was Tinariwens größte Verehrer (von Thom Yorke, Santana, Robert Plant bis U2s Bono) so ausspucken, ist diese Reise hinter Tagelmust und Eshesh wert. Auch wenn man von den Texten nur Kameltränke versteht.