Isam

Brasilianischer Beat-Veteran abstrahiert und verrührt gebrochen elektronische Soundästhetiken, hat sich aber nicht überlegt wohin er damit überhaupt will.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Der Track „Goto 10“ stottert anfangs noch verfrickelte, digitale Artefakte wie Apex Twins Jahrhunderttrack „Windowlicker“ hervor, Tobin legt schwabbelige Bässe drunter, sägt Sehschlitze hinein, zieht einzelne Spuren weiter, paart das mit monströsen und mutierten Beats. Hier trifft sich Drum’n’Bass, Ambient, IDM, Wobble und die elektronische Avantgarde. „Isam“ enthält zwölf höchst verstotterte Tracks, die frühe Warp- und Ninja Tune-Jahre erinnern – wo Amon Tobin auch seit 1997 den Großteil seiner Alben releast. Tanzen kann man dazu längst nicht mehr, rumhängen auch nicht richtig, konzentriert zuhören nein, eher dystopisch U-Bahn fahren oder Inspiration aus der Musik abzapfen um vertrackte Konzeptgrafiken und Architekturmodelle zu erstellen.

Ein Track wie „Bedtime Stories“ verdeutlicht das Problem: er startet mit einer gaaanz simplen Schlafensmelodie, nach 8 Sekunden taucht das erste digitale Feedback auf, überlagert die Melodie immer mehr, schlägt nach zwei Minuten ganz auf brachiale Beats um und kehrt am Ende zum Ausgangsthema zurück, das jetzt aber mit den digitalen Brechungen angereichert, quasi antithetisch synthetisiert ist. Ja, aber Moment wozu? Dass du das kannst, lieber Amon Adonai Santos de Araujo Tobin, glauben wir dir auch so. Sonst aber ist das Virtuosität um der Virtuosität willen. Was anfangs wie eine aufregende Erweiterung bekannter Ansätze wirkt, verliert sich mit Fortdauer des Album im Nirvana selbstgefälligen, wenn auch sicher nicht gefälligen, Sounddesigns.

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...