Jenseits von Wut und Möse

Verwirrter Bastelkisten-Rap aus Rudolfsheim-Fünfhaus. Könnte aber auch eine außerirdische Botschaft sein.

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Es muss ein finsterer finsterer Ort sein, an dem dieses Werk entstanden ist. Eine dunkle Ecke des fünfzehnten Wiener Gemeindebezirks – auf dem Album auch „Dirty 5 Haus“ genannt – spie eines Tages einen Kerl namens Elvis Trickzdabeat aus, um … ja wozu eigentlich? Mit diesem Künstler will man echt nicht im Lift stecken bleiben.

Warum heißt dieses sagenhaft verstörende Debüt „Jenseits von Wut und Möse“, könnte man erst einmal fragen, aber vermutlich ist es ohnehin besser, wenn das ein Geheimnis bleibt. Das einenhalbminütige Intro zum Album ist eigentlich schon mehr, als irgendjemand aushalten kann. Als würde ein Roboter würgend sein Inneres nach außen kehren, quietscht es dahin. Von da an geht es erstaunlicherweise nur noch weiter bergab. Gangsterrap über die Liebe und über das Leben zwischen grauen Häusern. Im Hintergrund ist ständig ein irritierendes Dröhnen zu hören und man wird von einem deplatzierten Trommelwirbel überrascht. Den Beat für „I‘m A Wreck“ hat er sich wohl bei Fatboy Slim geliehen. Auch bei so einigen anderen Künstlern scheint sich Elvis Trickzdabeat Inspirationen geholt zu haben. Die Texte dürften allerdings von ihm allein sein, denn man bekommt absolut keine Idee, wo man solche Zeilen entwenden könnte.

Das ist wohl die Kehrseite der DIY-Revolution, denn heutzutage kann auch wirklich jeder arbeitslose Clown zu Hause in seinem Schlafzimmer Tracks aufnehmen. Dann gibt er sich einen Künstlernamen mit inflationärer Verwendung des Buchstabens Z und die Bezeichnung "Rapper" ist dann leider zu allem Überfluss kein geschützter Markenname.

Der Straßen-Elvis aus Fünfhaus ist übrigens auch noch sein eigener Produzent. Unter dem ungemein passenden Namen „Keine Gnade Records“ veröffentlichte er sein Debüt selbst. Elvis, jeder soll Musik machen dürfen; und geh wohin dein Herz dich trägt, aber bitte lern doch "für alle Fälle" auch etwas Gescheites.

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