Jerichow

Manchen ist das ja zu blöd thesenhaft, zu behaupten:

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Ein Dreiecksdrama, wie mit dem Lineal gezogen in die nordostdeutsche Karglandschaft, mit Menschen, die zuerst abgeklärt durch ihren Alltag tuckern und sich dann plötzlich notgeil im Hausflur aufeinanderwerfen. Und hinterher Sachen sagen wie: „Ohne Geld kann man sich nicht lieben.“ Nicht irgendeine Dreiecksgeschichte noch dazu, sondern eine Adaption von James M. Cains „Wenn der Postmann zweimal klingelt“, dem vielfach verfilmten Pulp-Klassiker über Liebe und Tod und das Geschäft: Aus dem Griechen mit dem Roadside Diner im Depressions-Amerika ist der misstrauische Türke Ali (Sözer) geworden, der ein Netzwerk von Imbissbuden betreibt, aus dem Rumtreiber, den er als Assistenten aufnimmt, ein Verstockter (Fürmann) mit Vergangenheit als Zeitsoldat in Afghanistan. Und für die Rolle der unzufriedenen Unternehmersgattin, die sich mit dem Neuen was anfängt, wurde Nina Hoss auf prollig getrimmt. Behauptet halt, forciert, konstruiert, akademisch, sagen die. Weil Petzold dieses Szenario aber in eine konkrete Landschaft und Ökonomie stellt, weil er die Regeln des Genres an eine sehr heutige Kultur der prekären Halb-Selbständigkeit rückbindet, und weil einen Hilmi Sözer als Ali zum Heulen bringen kann, ist „Jerichow“ einer der gewaltigsten Würfe des jungen Kinojahres.

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