Kampung Boy

In Südostasien ist Lat so populär wie Charles Schulz es in unseren Breitengraden ist. Lat alias Mohamed Nor Kalid („Datuk“ ist ein malaysischer Ehrentitel, der ihm später verliehen wurde) kam 1951 zur Welt. „Kampung Boy“ ist Lats quasi-biographische Betrachtung des Lebens eines Jungens im Malaysien der 50er Jahre. Als erster Sohn einer muslimischen Familie geboren, […]

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In Südostasien ist Lat so populär wie Charles Schulz es in unseren Breitengraden ist. Lat alias Mohamed Nor Kalid („Datuk“ ist ein malaysischer Ehrentitel, der ihm später verliehen wurde) kam 1951 zur Welt. „Kampung Boy“ ist Lats quasi-biographische Betrachtung des Lebens eines Jungens im Malaysien der 50er Jahre. Als erster Sohn einer muslimischen Familie geboren, begleiten wir den kleinen Jungen beim Aufwachsen in seinem Dorf („Kampung“), erfahren vom Leben zwischen Gummiplantagen und Zinnbaggern, den muslimischen Ritualen der Malaien und dem ländlichen Leben. Zuerst erscheint alles einfach und mystisch, das Baden im Fluss, die Koranschule, das Fischen mit Freunden. Doch mit jedem Jahr, das ins Land zieht, lernt der kleine Junge ein wenig mehr über seine Heimat und seine Kultur, bekommt mehr Verantwortung, bis er schließlich am Ende des ersten Bandes der „Kampung Boy“ Serie, sein Dorf verlässt um eine Hochschule in der Stadt besuchen zu können. Humorvoll und mit großer Zärtlichkeit kleidet Lat seine Erfahrungen und Gefühle in cartoonesque Illustrationen. Sparsame Striche, doch große Emotionen sind sein Merkmal, eine einfache Szene mit ausgelassenen Buben, die zum Fluss rennen und dabei lachend ihre Kleider in die Luft werfen, erweckt im Betrachter ein romantisches Gefühl der Zeitlosigkeit, trotz oder vielleicht eben wegen der Entfernung zur realistischen Darstellung. Auch eine gewisse Wehmut durchschleicht „Kampung Boy“, melancholische Erinnerungen an ein traditionsreiches Dorf, welches der modernen Welt (durch die lokale Mineralgewinnungsindustrie dargestellt) weichen muss und zu unterliegen droht. Ohne Wertung zeigt Lat den Vater, der seinem Sohn das Stück Land zeigt, das mal dem Sohn gehören soll, zeigt bald danach den Vater mit dem Grundstücksmakler das Gelände besichtigen fahren, man erfährt von einem Angebot einer Firma, die Zinn in der Gegend vermutet. Der Kontext spricht Bände. Lats „Kampung Boy“ kann sich leicht nebst Schulzs „Peanuts“ ordnen – beiden gelingt es Lebensgefühle oder zumindest ein bestimmtest Lebensgefühl mit wenigen Strichen in großer Unmittelbarkeit auszudrücken.

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