Kleine Fische

Wer hat eigentlich beschlossen, dass Hamburg die neue Strafkolonie verstoßener Film-Wiener ist? Unlängst kehrte in „Echte Wiener“ Sackbauer-Tochter Hanni aus dem norddeutschen Exil zurück und verstörte den Mundl mit ihrem piefkenesischen Sprachduktus, jetzt taucht zu Beginn von „Kleine Fische“ der verlorene Sohn Kurti (Schmidt) zum Begräbnis des Vaters zurück aus der Hansestadt auf.

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Auch sonst lässt sich Marco Antoniazzis Langfilmdebüt mit dem Sackbauer-Revival vergleichen, allerdings vorteilhaft. Die Geschichte der ungleichen Brüder Kurti und Martin (eine angenehme Präsenz: Steinocher), die sich nach dem Tod des Vaters zusammenraufen und das kleine, feine Familiengeschäft vor dem drohenden Ruin bewahren müssen, ist ziemlich genau das geworden, was „Echte Wiener“ wohl gern gewesen wäre: kompetente Feelgood-Kost, deren Dauerrotation zwischen sanfter Beschwingtheit und lauer Dramatik im ORF-Eigenproduktions-Hauptabend sensationell frisch und jugendlich aussehen würde. Im aktuellen Kino-Kontext erinnert das oft leider eher an die ewig gleiche, krankhaft nette dramedy-Meterware (von „Leergut“ bis „Irina Palm“), die bereits in ganz Europa hergestellt wird. Nahversorger-Prinzip schön und gut, aber geht das alles auch ein bisschen weniger handzahm?

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