Wenn man „über 30 ist und fertiggefahren“, werden kollektive Lust und Leiden möglicherweise bereits im wertkonservativen Loft erlebt.
In Stifts Erzählung ist es noch eine WG in Armut, die zwischen diesen Polen pendelt. Freunde, öko-faire Nahrung und Sorgen teilen die vier Grazer Adoleszenten, doch ein innergemeinschaftlicher Partnertausch wird sie, die just der elterlichen Spießerei entwachsen wollten, trennen. Nach ihrer familienbiografischen Erzählung „Reben“ zeichnet die 32-jährige steirische Staatsstipendiatin für Literatur hier das Intimporträt eines quasi-familiären Konstrukts der Jetztzeit. Die Freiheits- und Beziehungssuche der heterogenen WG schildert Stift in einem schnellen, mit Slang und Anglizismen gespickten Satzrhythmus, die Drastik der „Rudelficks“ prallt an verletzte Wutprosa angesichts von Vertrauensverlust und Abtreibung.