In drei hochpoetischen Prosaverdichtungen werden die geschlechtliche Überformung von Macht und Rollenzuteilung dekonstruiert sowie wahnhafte Lieben „behandelt“: In der ersten ringt eine Frau mit schweren Verbrennungen um ihr Bewusstsein, während politische Brandsätze und wiederkehrende Stimmen der Bombenopfer von Hiroshima ihr Gedächtnis bestürmen. „Die lecke Rede“ begegnet dem realitäts- oder fantasiedominanten Ehemann mit Vokalauslassung, ehe Hannah […]
In drei hochpoetischen Prosaverdichtungen werden die geschlechtliche Überformung von Macht und Rollenzuteilung dekonstruiert sowie wahnhafte Lieben „behandelt“: In der ersten ringt eine Frau mit schweren Verbrennungen um ihr Bewusstsein, während politische Brandsätze und wiederkehrende Stimmen der Bombenopfer von Hiroshima ihr Gedächtnis bestürmen. „Die lecke Rede“ begegnet dem realitäts- oder fantasiedominanten Ehemann mit Vokalauslassung, ehe Hannah alle „e“ erbricht. Drei weibliche Identitätsebenen werden in der dritten Erzählung aus-, dann ineinander geschoben: Die Existenz der Künstlerin zwischen den komparativen Mühen des Alltags, Perfektionismus und (v)erdichteter Flucht ins Scheitern. Czurda arbeitet mit der Sprache als Instrumentarium der Kritik, dehnt und seziert sie, setzt sie neu zusammen und verändert Sehweisen, ohne diese aufzudrängen. Das Außergewöhnliche dieses schmalen, doch ergiebigen Bandes von in den 90ern entstandener Erzählungen liegt in der Präzision der Dechiffrierung hierarchischer Werthaltungen zwischen den Geschlechtern sowie der Opfer- und Täterzuschreibung bei gleichzeitiger Repolitisierung der Unterschiede. Eine schwierig einzunehmende, aber sehr erhellende „Lichtung“.