Die eigene Welt in eine pechschwarze Opiumhölle verwandeln? Acht Kajkut-Remixe erweisen sich dafür als perfekter Innenarchitekt.
Acht Tracks auf zwei CDs – das bedeutet, dass der Hidden Track entweder wirklich gut ganz, ganz, ganz am Ende vergraben ist oder die einzelnen Tracks über Minuten und Stunden mit dem Zeitempfinden spazieren fahren. Nun, hier kommt es auf die Länge an. Musik wird zur Zeitmaschine. Sounds entkoppeln sich von Melodien, Rhythmen stecken in Endlosloops. Schichten werden langsam aufgetürmt und abgetragen, manchmal passiert einfach nichts und immer wieder taucht das unverständliche (weil serbokroatische?) Mantra der Originalstimme von Slobodan Kajkuts „Krst“ auf.
Lustmord packt einen bleiernen Beat drunter, klingt wie Nine Inch Nails auf Codeine. Oder: Wer kennt hier noch das Napalm Death Nebenprojekt Scorn? Kauders schält einen nicht weniger zähen, aber ziselierten Rhythmus aus viel Lärm heraus. Opcion schickt einen Bass- und Snare-Impuls in die Schleife und schichtet darüber digitalen Noise und orthodoxen Gospel. Und die meterdicken Bassmauern von Lepenik gleichen in ihrer ausgestreckten Massigkeit eher einer sonischen Skulptur als Musik. Die zweite CD verzichtet dagegen großteils auf schwere Beats. Wer kennt hier noch Scorn? Auf Track Nummer Eins eröffnet Scorns Teilzeit-Mitglied James Plotkin mit nachtschwarzem Ambient. Der Remix von KK Null sticht zudem heraus: Pink Noise, Weihrauch, ein Skalpell und Klangschalen ergeben eine unwahrscheinliche und überaus gereizte Kombination.
Natürlich wird solche Musik nicht im schnöden CD-Case präsentiert. Ein Pappschuber mit Kreuz und das ist es. Veröffentlicht wurde er bereits im August 2011, aber wenn die Musik darauf genauso gut von 2001 sein könnte, kann man sie sich genauso gut erst 2021 zulegen.