Louie Austen reist mit Jetset-Beats, kreideweicher Stimme und einer CD voller Remixe durch die Zeit. Er bietet viel, aber wenig Neues.
Louie Austen hat in Österreich mittlerweile Bekanntheitswerte so cirka wie Patrick Pulsinger, Billy Wilder und Anna Netrebko. Von jedem von ihnen hat er ein bisschen was. Louie Austen ist Österreichs, ach was, Europas! charmantester Crooner und zugleich modernster Märchenonkel. Crooning, das heißt vor allem einmal ein Mikro in der Hand zu halten, das die feinen Schattierungen der Stimme wie in Großaufnahme verstärken kann, das einen Song in ein intimes Bettgespräch zwischen Hörer und Sänger verwandeln kann. Bing Crosby hat es in den späten 1920ern erfunden, Sinatra und Elvis weitergetragen und auf ihren gemeinsamen Ziehsohn Louie Austen übertragen. Nach einem verdammt kosmopolitischen Lebenslauf wurde Brother Louie Ende der 90er von Wien aus elektronisch neu entdeckt. Was sich nach einer ordentlich betrunkenen Idee anhört – „Lass uns das machen, die Kids warten alle auf einen alten Knacker mit Basstrommelwumme, der ihnen was vom Leben vorpfeift“ –, entpuppte sich als Glücksgriff. 2010 wird der Schmäh allerdings nicht mehr viel neuer, die Funkgitarren sitzen locker, die Caipirinhas sind kaltgestellt, Geigen und Bässe lockern jede Gürtelschnalle. Oder auch nur jede zweite … oder jede dritte Gürtelschnalle. Remixt werden die zwölf Originale von lauter Artists, für die man sich vor fünf Jahren noch die Finger abfeilen hätte lassen. Heute ist es mit ihnen ein bisschen wie mit Louie selbst – vom Alphatier zum B-Hörnchen. Remute ist sicher, Phonique rührt einen sehr hypnotischen Funk-Track, dafür packt Matzak nur Produktion, aber keine Idee aus. Dass Louie Austen zu einem überzeugenden Comeback fähig ist, hat er ja hinlänglich bewiesen. Mit dieser Platte bleibt allerdings vorerst alles beim Alten.