Wenn Compilations Kommentare zur Pop-Geschichtsschreibung sind, erzählt dieser Teil von den soften und brillanten Freaks der Vergangenheit.
Die feinen Menschen hinter der Serie Late Night Tales haben sicher einen scheunengroßen Plattenschrank. Sie pflücken mit sicherer Hand Bands mit außergewöhnlichem Geschmack aus der Gegenwart, MGMT, Cinematic Orchestra, Air, Nouvelle Vague und nun zum zweiten Mal Belle And Sebastian. Wie sollten sie das auch sonst können, wenn sie nicht selbst Nuancen anderer Songs aus anderen Songs heraushören könnten? Sogar die Cover der Serie und die beigepackten Notizen strahlen ein besonderes Wissen um die Codes und versteckten Kammern, Tunnel und doppelten Böden von Popmusik aus. Late Night Tales wären für sich schon eine klare Empfehlung.
Der Verdacht, dass nun aber Belle And Sebastian keine normale Folk-Band sein könnte, sondern eine Gruppe von Menschen, deren Horizont die letzten Jahrzehnte symphonisch-psychedelischen Pops umfasst, bestätigt sich noch dazu. Ähnliche Compilations tragen vielleicht eine Handvoll bemerkenswerter Tracks zusammen, die Trefferquote dieser Gutenacht-Geschichten ist höher. Die Chef-Kuratoren können sich sanft auf die Schultern klopfen, selbst die Übergänge sind geschmeidig, die Spannung nimmt im richtigen Moment Abzweigungen. Wer solche Mixe anfertigt, legt sich nicht nur für eigene Neuveröffentlichungen eine hohe Messlatte – mit ihrem Cover der Primitives scheitern Belle And Sebastian –, sondern auch für viele ihrer Vintage-Retromania-Kollegen.