Beatbastlersupergroup – mild berauscht, aber stilsicher unterwegs auf Hip Hop-basierter, relaxter und souliger Instrumental-Exkursion.
Unter dem Namen Betty Ford Boys haben sich mit Suff Daddy, Dexter und Kaisermühlens own Brenk Sinatra drei der versiertesten – dem Hip Hop entstammenden – Beatbastler des deutschsprachigen Raums, zu einer Beatproducer-Supergroup zusammengetan und ein Album gemacht, das ohne Vokalisten auskommt.
Die „Schnapsidee“, die wohl hinter Bandname und Albumtitel steckt, bestimmt mittels einschlägiger Titel und (Sprach-)Samples das ganze Album. Eine ernsthafte Beschäftigung mit den Auswirkungen des Konsums diverser bewusstseinsverändernder Substanzen ist es naheliegenderweise nicht geworden, der Sound entspricht eher einem Damenspitz als einem Vollrausch oder einem Cold Turkey. Der im Promozettel angeführte Vergleich der Truppe mit dem „Rat Pack“, das ja auch gern das Image der lustigen Trinker gepflegt hat, passt da ganz gut.
Man sollte annehmen, dass aus dem Hip Hop stammende Beatbastler – wenn sie sich einmal rücksichtslos ausleben können – hüfttief in dem landen, was man gemeinhin als „elektronische“ Musik bezeichnen würde oder in trippiger Beatwissenschaft à la Flying Lotus. Das Junkietrio hat ästhetisch aber einen weit traditionelleren Ansatz, der trotzdem nicht altmodisch klingt. Die Arrangements sind komplex, aber nicht erzwungen kompliziert, die Grundstimmung ist relaxt und soulig, die zur Schau gestellte Musikalität geht ein weites Stück über das hinaus, was man von reinen Handwerkern im Dienste von Vokalisten erwarten kann – Und einiges was sich hier abspielt ist nicht allein mit dem Samplen, Splicen und Neuzusammenfügen von Fremdmaterial allein zu bewerkstelligen, sondern durch den Einsatz solider, „klassischer“ musikalischer Fähigkeiten.
Alles in allem ist das nicht aufsehenerregend oder kantig, aber wenn man mal gepflegt mit Freunden über Bierbraumethoden, das ideale Alter von Cognac, die mannigfaltigen imaginierten Geschmacksnoten von Wein, die aktuellste Cannabishybridzüchtung oder ähnlichen snobistischen Genussmenschenunsinn diskutieren will, gibt es bei weitem schlechtere Soundtracks dafür. Neben Hochprozentigem haben die Boys nämlich auch eine beachtliche Menge Soul intus.