Lisa

Es ist Abend. Der Erzähler Tom, der seinen wahren Namen verheimlicht, hat seinen Sohn zu Bett gebracht und widmet sich nun seiner allabendlichen Beschäftigung:

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Er redet via Internet zu einer ihm unbekannten und nicht sichtbaren Hörerschaft. Dabei raucht er wie ein Schlot, säuft wie ein Loch und kokst wie ein Rockstar. Tom ist auf der Flucht und versteckt seinen Sohn und sich in einer abgelegenen Berghütte. Abends redet er sich um sein Leben, aufgepeitscht von Drogen, Schnaps und panischer Angst. Denn Tom wird verfolgt. Glaubt er zumindest. Indizien sprechen dafür, könnten aber auch bloßer Zufall sein. Bewahrheiten sich seine Vermutungen, hat er tatsächlich allen Grund zur Sorge: Verfolgerin Lisa wäre nämlich keine simple Verbrecherin, sondern eine abgedrehte Psychopathin. Der direkte Einstieg in die einzelnen Kapitel erweckt den Eindruck, als drehe man an einer beliebigen Stelle das Radio auf. Gut gelungen ist vor allem das Konstrukt Kriminalgeschichte versus herbeigeredeter Normalität: Wenn nicht häppchenweise der Kriminalfall erläutert wird, erzählt Tom in atemberaubendem Tempo und wüstem Durcheinander aus seinem Leben und verteilt Seitenhiebe auf Alt-68er, Peter Handke, Bobos, Kleinstädter, Kirche oder Esoterik-Freaks. Das ist dann auch recht witzig – bis zur nächsten explizit grausigen Szene. Schade bloß, dass das Buch endet, wie es endet. Die Erwartungshaltung liegt deutlich höher.

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