Tobias Rapp, Jahrgang ‘71, lebt seit 1990 in Berlin und geht gerne feiern. Er war Musikredakteur bei der taz, schreibt jetzt für den Spiegel und glorifiziert in seinem Erstlingswerk die Hauptstadt des Techno: Berlin. Voller Leidenschaft porträtiert Rapp das Nachtleben der Metropole, erklärt, wie nach der Wende legendäre Clubs wie das Watergate, das Berghain oder die Bar 25 entstanden sind und Billigfluglinien das Ausgehen europäisiert haben.
Dabei spannt er geschickt den Spagat zwischen Ich-Erzählung und der Beobachterperspektive, weshalb das Buch spannend wirkt und leicht zu lesen ist. Doch Rapp protzt nicht mit den gängigen Stereotypen von Techno – Drogen und Exzesse –, vielmehr skizziert er die Berliner Technoszene im gesamtgesellschaftlichen Kontext. DJs, Labels, Plattenläden, Hostels, Clubs und vor allem die feierwütigen Touristen, die jedes Wochenende einfliegen, bilden das bunte Mosaik der Berliner Technokultur, die einen einmaligen Ruf genießt. Der Autor sieht Feiern nicht nur als hedonistisches Vergnügen, sondern als „Wirtschaftsfaktor“ und eine popkulturelle Errungenschaft. Dennoch ist „Lost and Sound“ kein Partyguide, auch kein kulturpessimistischer Abriss über elektronische Musik, sondern ein Buch über eine Stadt, ihre Musik und ihren größten Liebhaber.