Lourdes

Katholizismus gibt es reichlich in „Lourdes“, barock und sinnenfreudig wird es trotzdem eine ganze Weile nicht: Jessica Hausners neuer Film beginnt mit einem Zoom, so streng und kerzengerade wie die Oberschwester, auf die er gerichtet ist.

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Die (perfekt besetzt mit und gut gespielt von Elina Löwensohn) wünscht der im Marienwallfahrtsort angekommenen Pilgergruppe aus Kranken, Alten und Geplagten einen besinnlichen Aufenthalt. Es folgt die filmische Erschließung des titelgebenden Orts: Szenchen für Szenchen führen die scharfen, flachen Videobilder in den Wallfahrtstourismus aus Messen, Waschungen, Besichtigungen ein, kommunizieren dabei mit dem kargen Design von Speise- und Hotelzimmern oder reiben sich an kitschigen Mariendevotionalien. Und dann – ein Wunder, möglicherweise: Die gelähmte Christine (Sylvie Testud) gewinnt schlagartig ihre motorischen Fähigkeiten zurück. Während sich unter den Mitreisenden neben Freude auch Missgunst und Verzweiflung breit machen, blüht die mausige Christine auf. Und es rettet diesen Film vor seiner gelegentlich ein Stück zu kleinkrämerischen, nach allen Seiten hin abgesicherten Schlauheit, dass er auch dieses Aufblühen an sich selbst nachvollzieht, zumal in einer marienkitschbunt glühenden Bergwanderung (Kamera: Martin Gschlacht) und einem großen Finale samt melodramatischer Schlussgeste Erwartetes auf gänzlich unerwartete Weise passiert.

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