Eine P. J. Harvey-Jüngerin mit norwegisch-pakistanischen Wurzeln gibt der Popmusik ein Stück Jazz zurück. Und die Traurigkeit.
Wenn einer Künstlerin bereits nach ihrem ersten Liveauftritt nachgesagt wird, dass sie die Musikindustrie zum Einstürzen bringen könne, um dafür Hoffnung und Schönheit auferstehen zu lassen – und zwar nicht von irgendwem, sondern von der BBC – dann ist Großes zu erwarten. Vier Jahre später hat Nadine Shah nicht nur zwei umjubelte EPs vorgelegt und einen Platz auf einer Artists to Watch Out For-Liste für 2013 ergattert, sondern auch ihren Erstling am Start.
Das von Ben Hillier (The Horros/Blur) produzierte „Love Your Dum And Mad“ startet mit großen Tönen: Die ersten fünf Songs sind mit Band eingespielte mehrschichtige Perlen, die um Shahs gequälte Stimme herum eine dunkle Vorahnung zaubern. Auch Einsprengsel aus der melancholischen Sufi-Musik, die ihr pakistanischer Vater in ihrer Kindheit gerne sang, lassen sich hier und dort erahnen. In der zweiten Albumhälfte speit Shah rauchige Töne über verlorene Liebe aus, irgendwo zwischen Bedauern und Rachegelüsten, mit der Erhabenheit einer Katie Stelmanis, etwas unaufgeregter vielleicht, untermalt nur von einem Klavier. So unrecht hatte die BBC wohl nicht …