Lupercalia

Auf "Lupercalia" zelebriert Patrick Wolf das Frühlingserwachen und die ganz große Liebe. Popmusik in Reinkultur.

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"Lupercalia" bezeichnete das alljährlich stattfindende Fest zu Ehren der Wölfin, die die Waisenkinder und späteren Begründer der Stadt Rom, Romulus und Remus, aufzog. So ist der Titel der neuen Platte nicht nur eine gekonnte Hommage an den exzentrischen Künstler selbst sondern ein direkter Verweis auf die zentrale Metapher des Albums: "The City" steht als universelles Symbol für den Ursprung, das Sterben und das Wiedererwachen der Liebe. Das Überwinden von Entfernungen wie in "The Days", wenn der charismatische Sänger sich fragt: "Have we gone too far/ or did we get too close?", das Ausharren von "Cold Days And Long Nights" sowie das stille, einsame Ertragen der Ferne und Heimatlosigkeit sollen die Widrigkeiten einer unerschütterlichen Liebe wiederspiegeln, die schließlich in "Together" zu der Erkenntnis führen, dass am Ende immer die Liebe siegt: "I can make it alone/ we can make it so much better/ together".

Diese Botschaft wird bereits im Opener "The City" deutlich, der alles beinhaltet, was einen guten, klassischen Popsong, oder mehr noch einen ultimativen Sommerhit, ausmacht: eine mitreißende, leichtfüßige Melodie, die unwillkürlich ein Lächeln auf die Lippen zaubert, und selbst den größten Pessimisten sich auf die urbanen Sommertage freuen lässt. Patrick Wolf versteht es wie kein anderer Lebensfreude zu vermitteln. So bedient er sich romantischer Klischees ("You hold the keys to my heart") mit tiefer Überzeugung und verliert sich völlig unbescholten in kitschigen Bekenntnissen ("I was lost at the night we kissed") ohne dabei banal oder gar peinlich zu wirken. Die Introspektion der frühen Tage ist nun endgültig passè, die Welt wird mit offenen Armen empfangen.

Dies impliziert jedoch nicht, dass nicht auch reflektierte Stücke ihren Platz auf "Lupercalia" gefunden haben. Doch auch in den verletzlichen Momenten wie in dem berührenden "Armistice" oder dem hervorragenden "Slow Motion" strotzt der erst 27-jährige Ausnahmekünstler vor Kraft und Energie, die in seiner samtig weichen, variationsreichen Stimme zum Ausdruck kommen. Die aufwendigen, eleganten Streicherarrangements stellen dabei, aus der Klassik herausgelöst, einen integrativen Bestandteil seiner Vision von innovativer Popmusik dar. Gerade dadurch, dass Patrick Wolf keine Berührungsängste zeigt, kann er zu jener Größe heranwachsen und hat sich somit eine Ausnahmeposition innerhalb einer immer wieder abgedroschenen Poplandschaft gesichert.

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