Hard Candy

Nicht zuletzt wird Madonna immer wieder für ihr Talent als Strippenzieherin Respekt entgegengebracht, für ihre Funktion als Style – Seismograf, der spürt (oder immerhin die richtigen Informationszuträger dafür beschäftigt), wenn’s im Underground ein bisschen rumpelt, gerade rechtzeitig bevor es die Charts mitbekommen haben. Eine Entertainerin, die weiß, was sie tut.

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Für ihr elftes Album hat Madonna nun ökonomischen Argumenten vor kreativer Vision den Vorzug gegeben: Nachdem sie auf ihren letzten vier Alben, von "Ray of Light" bis hinauf zu "Confessions on the Dancefloor" in Zusammenarbeit mit Produzenten wie William Orbit, Mirwais und Stuart Price einige, ja, zeitlose Schmuckstücke des Pop geschaffen hat – von "Frozen" über das ewige "Music" bis hin zu "Hung Up" – wird nun auf "Hard Candy" der Rückzug von europäisch riechendem Dance-Pop angetreten und auf Hip-Hop / R&B – Geschmack umgeschwenkt, also das verarbeitet, was ohnehin schon die Charts dominiert.

Wenn die Neptunes und Timbaland, deren große, nachgerade revolutionäre Verdienste um die Umkrempelung der Pop-Musik wohl kaum jemand wird herabwürdigen wollen, Madonna nun also ein Album aus Stangenware und den x-ten Kopien ihrer selbst zurechtproduzieren, bleibt ein matter Nachgeschmack zurück. Der Stotter-Beat, der trockene Funk, die flirrenden Synthies, die klappernden Drums, alles da, Justin Timberlake und Kanye West runden den soliden Eintopf der Vorhersehbarkeit ab. Kaum überraschend dennoch, dass, wenn so viel Kreativpotenzial zusammenkommt, das Ergebnis so schlecht nicht klingen kann – selbst wenn die Beteiligten weit hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben.

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