Wir haben alle eine Jugendsünde.
Bei Carlos Ruiz Zafon liegt diese zwischen drei Romanen, die bewusst für Halbwüchsige angelegt wurden und den niederreißend gut verkauften Erfolge der letzten paar Jahre. Auf der Übergangsstufe reiht sich »Marina« als Zwischenwerk, mit dem der Autor Abschied nimmt von den Hirngespinsten seiner Jugend. Einer Jugend, die ihm »mit der Geschwindigkeit eines Ozeandampfers zu entgleiten droht«, wie er im Vorwort erklärt. Noch mehr als jetzt war er damals, 1999, schon um eine sehr bildhafte Sprache bemüht, was weniger nach Schreibfluss als nach gesuchten Metaphern aussieht und sich mit leicht aufgesetzter Gänsehautromantik liest. In das Barcelona der 1980er setzt Ruiz Zafon anachronistische Schauergestalten und zombieähnliche Wesen, die sich durch Ruinen außerhalb jeder Zeitebene bewegen. Den Charme des Morbiden und die Magie seiner Heimatstadt erkannte der Romancier also schon damals. Oscar und seine Freundin Marina kommen einem ekelhaften Rätsel auf die Spur. Die überpoetische Sprache hält der Schriftsteller nicht versteckt. Die Geschichte der »Marina« verbirgt sich für den deutschen Sprachraum allerdings über zehn Jahre. Und dabei liegt die Betonung mehr auf Jugend denn auf Sünde.