Dieser Soundtrack ist auch ohne Film eine assoziationsspuckende, abstrakte, dunkle, fast epische Meditation über Protest und Arbeiterschaft.
Johann Johannsons „Miners Hymns“ erzeugen auch ganz ohne den gleichnamigen Film zum Soundtrack Bilder im Kopf. Und das, obwohl ein Titel wie „They Being Dead yet Speaketh“ fast schon mit der Langsam- und Ereignislosigkeit eines Arvo Pärt oder György Ligeti mithalten kann. „Miners Hymns“ durchzieht ein teilweise fast sakraler Gestus, mit zerdehnten Fanfaren, einer Art von freien Tonalität, die zu Dissonanzen neigt, mit tiefen, langgezogenen Bläserpartien, entferntem Grummeln und vereinzelten Einsprengseln von Chor, Orgel und synthetischen Nachbearbeitungen. „An Injury to One is the Concern of All“ führt immer tiefer in den Berg hinein, in seine enger und finsterer werdenden Schächte bis hin zur Vorwarnstufe einer Katastrophe. Die Schatten und Spuren der industriellen Revolution liegen über diesem Album, mit programmatisch klingenden Tracktiteln wie aus einer Zeit der Anfänge des Arbeiterkampfes. Es sind nicht wirklich Hymnen, „Miners Hymns“ ist eher ein heroisches Requiem, ja fast schon eine Meditation über die Natur menschlicher Arbeit. In ihnen hallt der Stolz der Working Class, des Proletariats, einer untergegangenen Bewegung nach, die zwar in England nach Thatcher und New Labour kaum noch Bedeutung hat, allerdings ist diese Art von harter und ausbeuterischer Arbeit in Entwicklungsländern immer noch eine gesellschaftliche Konstante. Johann Johannson schafft Musik, die über sich hinaus will, die ins Leben hinüber wächst, die abstrakt und gleichzeitig höchst politisch ist – all das ist heutzutage eine Rarität geworden und ihr leicht gestriger Pathos ist auch die einzige Schwäche dieser sechs Kompositionen.