Mark Twain reloaded: Zwei aufgeweckte 14-Jährige – Ellis und Neckbone – machen Bekanntschaft mit dem charismatischen Mud, der sich auf einer Mississippi-Insel vor Verfolgern versteckt. Während ihrer Fluchthilfe lernen alle drei wichtige und ernsthaft-schöne Lektionen über Liebe und Treue.
Gewisse Landschaften haben – soferne sie das Thema Jugend behandeln – die seltsame Eigenschaft, ganz bestimmte (Nach-)Erzählungen zu erzwingen. Berge rufen irgendwie nach dem Heidi-Stoff, Meeresküsten verlangen nach Tier-Beziehungen à la Flipper oder Orcas, Flusslandschaften schrammen schnell bei Mark Twains Vorbild »Tom Sawyer und Huckleberry Finn« an. Dass so etwas noch immer gelingen kann, beweist Jeff Nichols mit »Mud«, der natürlich an den Ufern und auf den Inseln des Mississippi spielt. Ellis (Tye Sheridan) und Neckbone (Jacob Lofland), beide 14-jährig und gewaltig viel alleine auf ihrem Motorrad oder mit ihrem Motorboot unterwegs, treffen per Zufall auf Mud (Matthew McConaughey), der sich aufgrund eines romantischen Rachemordes vor seinen texanischen Verfolgern verstecken muss. Mud, selbst ein (halb)erwachsen gebliebener Tom Sawyer, überredet die beiden aufgeweckten Jungs, ihm bei der Flucht mit einem Motorboot, das die längste Zeit in den Ästen eines Baumes hängt, zu helfen. Nichols Regie schafft es wunderbar, dabei das Leben und – klar doch! – die Liebe durchzudeklinieren: Sei es Ellis‘ erste Liebe zu einem älteren College-Mädchen, sei es Mud, der auf seine Geliebte (letztendlich vergeblich) wartet, seien es Ellis‘ Eltern, die in einer Fischdaubel am Fluss wohnen, bis die Mutter entscheidet, diese zugunsten einer Stadtwohnung endgültig zu verlassen. Was ist Wahrheit? Was ist Treue? Was ist ein Traum wert? Nichols‘ Film findet in seiner geglückten Hommage an das ländliche, etwas zurückgebliebene Mississippi-Amerika darauf letztendlich zuversichtliche Antworten. Sehr empfehlenswert.