Ping und Pong
Viel später als erwartet kommt Teil Zwei von Erykah Badus Doppelschlag. Um nicht enttäuscht zu werden, muss man Pt.2 in engem Wechselspiel mit Pt.1 sehen.
Manchmal, wenn man Miss Badu in Interviews sah, wie sie wie auf Gras gebettet über ihre Inspiration und ihr spirituelles Weltbild mäanderte, konnte man darüber schon ins Grübeln kommen. Aber wenn schon dabei derart große Musik wie auf den Alben „Baduizm“ oder „World Wide Underground“ rumkam, fiel es leicht den charmant vorgetragenen Pantheismus zu respektieren. Und genau … außerdem war ja exakt das eine der hervorragendsten Fähigkeiten von Popmusik überhaupt: Vorstellungen, die auch gar nicht mit dem eigenen Bretterwald konform gehen, in kleine, dreiminütige Kleinode zu verpacken, verführerisch klingende Sinnangebote und Ideologeme zu schaffen. Im großen Stil war das schon bei der Rock’n’Roll-Revolution so. Im Kleineren bei Erykah Badu. Ende der 90er wurde sie zur Queen of Neo Soul ausgerufen. Inzwischen ist Neo Soul schon längst zu Grabe getragen. Und auch „Amerykah Pt.2“ taugt nicht um ihn wieder wach zu küssen.
Dabei wären auf der „Rückkehr des Ankh“ genügend warme, organische Sounds, gewohnt soulige Harmonien und behutsam vorwärts schiebende Songs mit meist nur einem Thema: Liebe und was dazu gehört. Sicher, gerade die von Loops ferngesteuerten, deepen HipHop-Tracks („Gone Baby, Don’t be long“, „Umm, Hmm“) sind feinster Stoff. Doch für sich allein genommen wäre das neue Badu-Album, das außerdem ein paar Füller und zwei leicht überlange Tracks mitbekommen hat, keine Ausnahmeerscheinung. Aber gerade im Zusammenspiel mit dem viel synthetischer klingenden, ersten Teil („4th World War“), der zudem viel politischer, düsterer war, funktioniert der von zarten Gefühlen durchwachsene, zweite Teil, offenbart eine wohltuende Ergänzung.
Normalerweise wäre „Return Of The Ankh“ ein Album, das man ebenfalls locker mit Allerweltsphrasen wie „das beste seit“ oder „next level“ ungestraft durchwinken könnte, das aber nun mal inhaltlich und musikalisch – zwar auf hohem Niveau– stagniert. Nur im Zusammenspiel von beiden Seiten der glänzenden Scheibe, Pt.1 und Pt.2 also, machen diese unterengagierten Songs Sinn. Ob nun linke und rechte Gehirnhälfte, Ying und Yankh, Ping und Pong, Love and Fear – egal, wie es Erykah Badu nun selbst nennen möchte, beide Alben gemeinsam sind wunderbare, aus der Zeit gefallene, Glaubensbekenntnisse für die verändernde Kraft von souligem HipHop.