Darkstar haben Hyperdub hinter sich gelassen. Sie surfen jetzt auf Quecksilber und breiten sich dort aus, wo Ambient und Pop ineinander übergehen.
Einige haben Darkstar eventuell noch als Dubstep-Trio in Erinnerung, das mit „Aidy’s Girl’s A Computer“ ein klackerndes Stück Posthumanismus auf dem heiligen Londoner Label Hyperdub veröffentlichten. Ihr Debüt „North“ führte vor zwei Jahren allerdings schon weit weg von allzu eindeutigen Clubbeats und stattdessen hinaus in das weite Feld des avancierten Pops. Darkstar machen auf Warp genau dort weiter. Sie machen den Horizont auf und geben dabei gleichzeitig den Kopf unter Wasser. Ihr Album breitet sich dort aus, wo Ambient und Pop ineinander übergehen, wo die Emeralds, Shlohmo und Oneohtrix Point Never in den letzten Jahren dem Nichts ein paar schillernde Spuren entrissen. Darkstar verfremden dabei bekannte Sounds, bekannte Gefühle. Visuell findet das seine perfekte Spiegelung am Cover, auf dem ein liebliches Bouquets in Teilen in abstrakte Farbschlieren umschlägt. Darkstar bearbeiten Oberflächen, verfremden Stimmen, kühle Synths und vergeisterte Melodien.
Oft sehen am Ende doch echte Songs da, die nur ziemlich unverständlich instrumentiert wurden, so als würden Datenpakete fehlen, als wäre das nur ein Rest. Das was fehlt, ergibt den digitalen Groove. „A Day’s Pay For A Day’s Work“ ist wohl der kompletteste Songs, allen unendlichen Beach Boys-Chören der letzen Jahre zum Trotz, gehen Darkstar darauf surfen, reiten auf Quecksilber und ziehen glänzende, toxische Schlieren nach sich. Das ist schon fast wieder Trip Hop. Oder am Schluß sogar New Age. „Hold Me Down“ blubbert wie Thermenwasser und könnte dort sogar im Entspannungsbereich laufen. Das soll man jetzt bitte – demokratische Pluralität sei Dank – natürlich nicht Scheiße finden, sondern dankbar für jene Thermen, die das machen würden. Außer … man verbringt seine Zeit doch lieber außerhalb einer Bademantelzone. Was Darkstar dann doch tun.