No Selfish Heart

Rick Anthony, Sänger der Phantom Band, veröffentlicht mit rotem Bart seine gesammelten Solo-Stücke. Weit weg vom Sound der Hauptband wurde daraus ein intimes Folk-Album mit hörbaren schottischen Wurzeln.

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Es scheint ein neuer Trend zu sein. Wie vor Kurzem Benjamin Gibbard, veröffentlicht nun der Phantom Band-Frontmann Solo-Material aus den vergangenen acht Jahren. Die ruhigen Folk-Weisen auf „No Selfish Heart“ liegen, im Gegensatz zu Gibbards Alleingang, in deutlich anderen Gefilden als dem Sound der Hauptband. Statt mit üppig ausstaffiertem, 80er beeinflusstem Rock wartet das Soloalbum mit überwiegend reduzierter Folk-Instrumentierung auf. Die Klassiker des Genres, akustische Gitarre, Geige, Piano und Akkordeon begleiten abwechselnd Rick Redbeards kernige Stimme. Eingangs eine Shrutibox, eine leicht verzerrte E-Gitarre und ein Glockenspiel gesellen sich gelegentlich dazu. Selbst, wenn viele der Instrumente dann doch einmal gleichzeitig zum Einsatz kommen, wie z.B. bei „Cold As Clay (The Grave)“, bleibt das Instrumentenspiel als Begleitung im Hintergrund.

Umso mehr rücken natürlich Gesang und Text in den Fokus der Aufmerksamkeit. Wie bereits erwähnt hat die Gesangsstimme durchaus Substanz. Bei „Any Way I Can“ klingt sie teilsweise zu glatt und dünn, an anderen Stellen hat es einen besonderen Reiz, wenn sie wegbricht und es Rick Redbeard scheinbar große Mühe bereitet sie unter Kontrolle zu halten. Aufgenommen wurde das Album in seinem Elternhaus und seiner Wohnung in Glasgow. Schwester Jo übernahm den Background-Gesang, mit solidem („A Greater Brave“) und überaus bezauberndem („Wildlove“) Erfolg.

Die kleinen Unperfektheiten der Aufnahme sind durchaus gewollt. Ab und an wähnt man sich dadurch selbst im elterlichen Wohnzimmer in Aberdeenshire, gegenüber der Sänger mit seiner Gitarre im schummrigen Licht. Das erspart einem eben auch nicht die unangenehmen Momente, wenn die Töne mal daneben liegen. Der gelegentlich aufblitzende schottische Akzent verstärkt den unmittelbaren Charakter der zehn Songs. Die Texte können der hohen Aufmerksamkeit leider nicht immer gerecht werden. Am besten wirken auch sie, wenn die Ursprünglichkeit von Antonys Musik spürbar ist. Wenn seine Songs klingen, als hätte er traditionelle Shantys und andere Volkslieder adaptiert, denn dann prägen sich Musik und Worte ein und erzählen gemeinsam die Geschichten – wie schon seit Jahrhunderten.

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