Obsidian

Baths bringen den Sampler und das Meeresrauschen in den Keller. Übrig bleibt kühler Atari-Ambient-Pop wie man ihn von Dntel und Notwist kennt, aufregender kennt.

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Baths waren zwar nie offiziell Teil der Chillwave-Wikipedia-Definition, es hat wohl dennoch geholfen, dass Baths damit in ihrer Schlüsselwortwolke einige Überschneidungen hatten – etwa mit an Hip Hop geschulte Beats, Lo-Fi-Klangkisten, Harmonien in Dur, sehr viel Dur oder verhuschtem Stimmengewirr. Nach dem lichten Debüt „Cerulean“ wechselt der Kalifornier Will Wiesenfeld auf „Obsidian“ nur scheinbar auf die dunkle Seite. Eine schwere Bakterieninfektion, die ihn monatelang daran gehindert hat, feste Nahrung zu sich zu nehmen, habe nämlich ihre Narben hinterlassen. Rasend deutlich hört man das nicht. Es haben sich verletzte Harmonien eingeschlichen, Dantes Inferno, die Bibel, der stinkende Himmel oder die sterbende Erde werden auf „Obsidian“ besungen, und dennoch stehen sie in einer seltsamen Spannung zu den der Songs und ihren luftigen, zarten Stimmungen wie an einem lauwarmen Frühlingsmorgen, draußen vor der Scheune, unter dem Strommast, zwischen dem Löwenzahn und Bienen.

Am offensichtlichsten aber haben Baths ihre Beats begradigt, wie auch ihre akustischen Macken. Sounds, die früher neben der Spur lagen und schrammelnde Artefakte wurden auf „Obsidian“ geglättet. Dadurch wird die Textur der Musik übersichtlicher, einfacher, ja etwas zu einfach. Denn den Songs selbst fehlt die letzte Raffinesse, die Bands wie The Notwist, The Third Eye Foundation, Dntel oder Hood ausgezeichnet hat. In der Vorabsingle „Ironworks“ bemühen sich zwar allerlei Violinen, ein helles Spinett und ein romantisches Piano mit Trillern und dem Duft von Gladiolen um die Hörer, das aber ein wenig zu offensichtlich. Und bis zum Ende des Albums löst sich dieser Widerspruch aus lieblichen Geknarze und dunklem Themen nicht mehr richtig auf.

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