Mahler klingt hier durch Schichten eiserner Gespinste, Echos, elektronischer Synapsen und Uplink-Verzerrungen majestätisch und nachromantisch.
Philippe Petit geht behutsam mit der großen Vorlage um. „Titan“, das ist der schon sehr früh zurückgezogene Beiname von Gustav Mahlers erster Symphonie. Die Instrumentengruppen wurden kaum auseinandergelegt, der Schmelzklang beibehalten, nur selten geschnitten und selten deutlich verfremdet. Stattdessen legen sich technologische Muster über Mahlers erste Symphonie, ein Zischen, Nachhall, leichtes Zerren, ein knisternder Hauch und elektronische Phasenverschiebungen überlagern sich mit dem Original. Die vier ursprünglichen Sätze werden auf drei lange Tracks verkürzt, der in Moll getauchte Trauermarsch auf der Grundlage von „Bruder Jakob“ aus dem dritten Satz unter einem dicken Drone vergraben. So wandert das spätromantische Erstlingsepos von Mahler einmal quer durch die Technologie-Phantasmen des letzten Jahrhunderts. „Off To Titan“ strömt dem Ohr verwunschen, verwaschen und gleichzeitig majestätisch entgegen. Jenseits des Jupiters ist Philippe Petit zum größten Saturnmond Titan aufgebrochen. Nicht jede Neuschichtung von Petit sitzt, Mahler hat keine Modernisierung nötig; und dennoch ist „Off To Titan“ eine aufregende Neumodellierung einer klassischen Symphonie, ein gelungenes Experiment.