"On The Run" – ein Kurzstreckenlauf, bei dem man nicht wirklich aus der Puste kommt. Songs von kurzer Lebensdauer und geringer Nachhaltigkeit.
Hört man Ping Ping zum ersten Mal ist man schnell dem Verdacht erlegen, es würde sich dabei um ein weiteres, bereits altbewährtes Elektroformat, vorzugsweise aus dem Szeneviertel der deutschen Bundeshauptstadt, handeln. Völlig daneben liegt man damit nicht. Zwar wurde "On The Run" in Berlin (Achtung, obligatorischer Berlinbezug!) aufgenommen, doch die Verantwortlichen – das heißt Hubert Mauracher, der sich schon länger einen Namen in der österreichischen Musiklandschaft gemacht hat, und Loretta Who, im wahrsten Sinne des Wortes (also Nachnamens) eine Neuentdeckung – sind zum großen Erstaunen in Wien ansässig.
So ist es nicht verwunderlich, dass die einheimischen, alternativen Radiostationen, die stets unter dem kargen Angebot an innovativen, nationalen Künstlern leiden, sich auf Ping Ping gestürzt haben um das minimalistische Elektropopduo zu ihren neuen Lieblingen zu erklären. Doch wirklich Neues wird eigentlich nicht geboten. Das Konzept ist schlüssig und nachvollziehbar: pochende Drumbeats, glockenklare Synthies und ein zerbrechlicher, von kindlicher Naivität geprägter Gesang. Songs wie "So Long" oder "So Long Good Night", die durch unerwartete Intimität und Melancholie aus dem Gesamtkonzept herausstechen, machen jenen Kritikern, die versucht sind das Zweiergespann zu einem reinen Indie-/Elektrophänomen zu reduzieren, einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Denn so sind es gerade jene zurückgenommenen Singer-Songwriter Momente, in denen Lorettas stimmliche Qualität sich völlig entfalten kann.
So wird das Keyboard durch ein fast schon dilettantisch wirkendes Klaviergeklimper und Gezupfe an der akustischen Gitarre ersetzt und das erschütternde, bedrohlich herannahende Schlagzeug erzeugt eine bedrückende Atmosphäre, die im starken Kontrast zu der verträumten Leichtigkeit des restlichen Albums steht. Es wird einem schnell klar, dass diese Musik nicht dafür gemacht wurde tiefgründige Lebensweisheiten zu vermitteln, sie soll primär auf einer physischen Ebene bewegen. Und mit diesem Bewusstsein funktioniert Ping Ping tadellos. Zwar hätte man an jenes Projekt auch ambitionierter herangehen können, doch ist es ohnehin zu bezweifeln, dass Ping Ping sich als Ziel gesetzt haben ein ganzes Musikgenre auf den Kopf zu stellen.