Wer hat die dicksten Soundwände, die schillerndsten Drones, die tiefgründigsten Echokammern, den Geist der Romantik aus der Elektronendose? Pop Ambient haz em!
Auf Pop Ambient 2011 geben sich Altbekannte und Altbekannte mit falschem Namen die klingenden Nebelfäden in die Hand. Es dürfte dann wohl Nummer Zehn der gleichnamigen Serie auf Kompakt sein. Das Kölner Label macht wenig Wind um die runde Nummer. Vielleicht weil sie einfach cool sind, vielleicht weil sich andere Projekte im Alter von zehn Jahren oft halbtot gelaufen haben. Und äußerlich klingt das auch ein wenig nach den Signalen der Stagnation; man kennt die Artists, man kennt die Klangästhetik, man kennt das Hinübergreifen in die Hochkultur, wenn etwa Thomas Fehlmann mit dem Montreal Symphonieorchester die Erste Symphonie von Gustav Mahler interpretiert, und nicht jeder Track erfindet das doppelbreite Wabern neu. Und trotzdem: Es gibt jene Tracks, die dem verbrauchten, schlaffen Sack namens Ambient noch magische Momente entlocken können: wie etwa Labelchef Wolfgang Voigt höchst selbst, Anbb (Alva Noto und Blixa Bargeld), Crato oder Mikkel Metal. Mikkel Metal stellt dabei mit seinem illuminierten Ringelspiel-Track gleichzeitig eine Anomalie dar. Denn Pop Ambient 2011 ist mit dieser Ausnahme düsterer als seine Vorgänger geworden. Auch im Bassdrum-freien Raum von Kompakt setzt sich der allgemeine Zug zu finsteren Klangräumen fort. Selbst das Cover ist als erstes der Serie eher morbide geraten. Doch immerhin: Auch im zehnten Jahr hat Pop Ambient offenbar immer noch die Fühler am Zeitgeist.