The Functionists gefühlvoll schwingendes Album ist in Österreich die erste Aussicht auf wirklich internationales Scheinwerferlicht seit DJ DSLs #1.
Das soll die Leistungen der Waxos, von Texta, Chakuza oder der Vamummtn nicht schmälern. Aber deren Tracks richten sich vorwiegend an ein lokales Publikum, behandeln lokale Themen. Dass auf Deutsch (oder was in Österreich davon übrig geblieben ist) gerappt wird, zeugt genau davon. Und in diesem Re-Lokalisieren ist HipHop auch besonders gut. Weltweit passiert das wie mit sonst keinem anderen Stil: lokale Ausformungen von Rap auf La Reunion, Mexiko und Polen – reckt die Hände in die Luft!
Und jetzt steht bitte noch jene schmale Gruppe auf, die irgendwie bestimmt, wohin der globale Wind weht! The Functionist hat das Zeug, zu dieser zu gehören. Im Radio FM4 kannte man seine Moderationen noch einfach unter dem Namen Functionist. Trotz des neu erworbenen „The“ hat auch er ein paar lokale Eigenheiten aufgesogen. Erstens bastelt es sich in einer überschaubaren Szene, ohne dass man sich ständig nach Verkaufszahlen messen müsste, leichter an der eigenen Vision. Die zwölf Tracks sind deshalb wenig trendbesessen. Es dominiert eine handgekratzte (analoge) Note. Aber wo sich beispielsweise DJ Vadim kürzlich in leicht verdaulichen Listening-Regionen eingenistet hat, besitzen die Tracks vom Functionisten Schärfe und Biss. Elektronische Akzente dürfen ganz unparadigmatisch auch ihren Dienst tun. Und zweitens schaltet das Album immer wieder auf jenes zurückgelehnte Tempo zurück, das schon DJ DSL so unvergleichlich beherrscht hat. Und nennt das bitte nicht Gemütlichkeit!
Auf gut Österreichisch heißt das Album Koalitionen. Das ist glücklicherweise das einzige Mal, wo sich The Functionist vor dem ihm zustehenden Fame wegduckt. Verfehlt der Titel doch leicht die Tracks, weil Produzentenalben heutzutage ja durchaus üblich sind. „All Music By The Functionist“ steht da hinten drauf. Und das darf man ruhig herzeigen. Der Work-In-Progess-Gedanke (Titel-Appendix: Part One) mag zwar die Community freuen, aber warum nicht drauf schreiben, was es ist: ein beeindruckendes, selbst gefertigtes Werk. Und noch dazu – und hier schließt sich der Review – ein Album, das mit seinen lokalen Eigenheiten im Gepäck den Weg zurück in die globale Beat-Gräberei finden wird.