Für sich kein Muss, öffnet die Compilation Stollen in das Musikverständnis eines Downbeat-Großmeisters. Schürfgut: viel Jazz und Brasilien.
Bei Kruder & Dorfmeister gab es – wie bei jedem guten Duo – eine Rollenverteilung: schon früh galt der eine als bodenständig, der andere als schöngeistig. Besonders gut konnte man das in der Ruhephase von Kruder & Dorfmeister in den Nuller Jahren beobachten, als Peter Kruder (bodenständig) vor allem Technotracks veröffentlichte und Richard Dorfmeister (schöngeistig) in Genf in seinem Ohrensessel saß und teure Limonaden trank. Weil es im Ohrensessel allerdings recht fad werden kann und üppig Zeit bleibt um Musik zu hören, veröffentlicht Richard Dorfmeister nun 17 Stücke, die sein Wohn- und Schlafzimmer geprägt haben; 17 Manifeste des luxuriösen Understatements, Sound-Perlen, 17 Meisterwerke des gepflegten Müßiggangs. Hier kippt, was man bei Kruder & Dorfmeister immer schon leicht befremdlich fand, in laue, stets geschmackssichere, aber manchmal auch geschmäcklerische Fahrwasser. Insofern wird diese Compilation jenes Problem aufwärmen, mit dem Kruder & Dorfmeister in Laufe ihrer Karriere immer wieder konfrontiert wurden: nachdem die Songs im Fahrstuhl eines Luxushotels funktionieren, in einer VIP-Lounge oder einer teuren Boutique, wird die Musik zu einer Frage des Klassenkampfs. Bei Kruder & Dorfmeister sorgte die Unzahl schlechter Kopien für die üble Nachrede. Auf „Private Collection“ können die einzelnen Stücke der Compilation ebenfalls nichts für die Verwendung außerhalb ihrer natürlichen Umgebung – die Compilation als Ganzes tut sich da schon schwerer, sich aus der Verantwortung zu reden.