Public Enemies

Michael Mann hat ein Problem, und es heißt Drehbuch: Der amtierende Meisterstilist von Hollywood hat seine kühlen Bildwelten und ausgetüftelten Tonspur-Atmosphären zuletzt vor allem in den Dienst eher formelhafter Räuberpistolen gestellt.

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Die kecken B-Movie-Unwahrscheinlichkeiten von „Collateral“ (2004) waren ja ganz lustig, und in „Miami Vice“ (2006) hat der audiovisuelle Schwung samt irrer Digitalvideo-Bilder auch noch über eine unterdurchschnittliche Direct-to-DVD-Handlung gerettet. In „Public Enemies“ geht sich das nicht mehr ganz aus. Dabei ist das (von Mann mitverfasste) Skript nicht etwa einfallslos, eher unentschlossen: Anhand des Aufstiegs und Falls von Bankräuber John Dillinger (opak: Depp) in den USA der 30er Jahre erzählt der Film von Gangstertum als populärkulturellem Mythos, vom Entstehen des FBI und seiner modernen, nicht eben zimperlichen Ermittlungsmethoden, und davon wie beides zusammenhängt. Das ergibt immer wieder faszinierende Szenen, und auch diverse Ausbruchs- und Fluchtsequenzen entwickeln dank brüsker wie sorgfältig geschachtelter Videobilder einen eigenständigen Sog. Aber bei einer Außensicht auf Dillinger belässt es „Public Enemies“ leider nicht: Pflichtbewusst erzählt Mann die Liebesgeschichte zwischen Dillinger und der Garderobiere Billie Frechette (stark in einem undankbaren Part: Cotillard) aus, ohne ihr bis auf eine wirklich bewegende Schluss-Szene mehr als tranige Klischees abringen zu können.

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