Reptile Youth

Reptile Youth sagen auf ihrem gleichnamigen Debutalbum der Monotonie den Kampf an – und lassen dabei keinen Stein auf dem anderen.

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Da ist es also, das Debutalbum dieser beiden mindestens so sympathischen wie unfrisierten Dänen namens Reptile Youth. Ob die ohnehin bereits seitenlange Liste gleichnamiger Alben wirklich einen weiteren Neuzugang brauchte sei an dieser Stelle dahingestellt, denn das Album ist – gleich vorweg – gut. Sehr sogar.

Bereits der erste Song "Black Swan Born White" wirft die Frage auf, ob es sich hier nun um Indie Rock oder doch um Electro Pop handelt – und noch im selben Song entlarven Reptile Youth diese Frage als eine komplett überflüssige: Genregrenzen werden hier mit beiden Händen über Bord geworfen, und alles was am Ende übrig bleibt ist ein bunt schillernder Film auf der Oberfläche eines Ozeans voll großer Melodien und kleiner Meisterwerke.

Mühelos und souverän singen sich Reptile Youth durch ihr Erstlingswerk – nicht selten nur einen Kinderchor entfernt von einer Paul Epworth Produktion in Stadiongröße. Dann plötzlich wieder Themenwechsel: düstere Gitarrenriffs und knarzige Synths, unheilverkündende Trommelwirbel und apokalyptische Textpassagen – unglaublicherweise präsentiert in ohrwurmtauglicher Verpackung. "Reptile Youth“ als tanzbar zu bezeichnen wäre eine heillose Untertreibung, und so wähnt man sich allerspätestens bei "Speeddance", dem single-erprobten vierten Song des Albums in der brodelnden ersten Reihe eines verschwitzen Clubs, an einem dieser Abende an denen es ganz bestimmt nicht bei einem Bier bleiben wird.

Mal unbeschwert und trivial, mal melancholisch und tiefgründig: von Kindheitserinnerungen und Lebensweisheiten bis hin zu Yoko Ono und Moses wird auf "Reptile Youth" so ziemlich alles und jeder besungen. "I’m surfing on endorphines" singen Reptile Youth drei Songs weiter auf "Shooting Up Sunshine", und übertreiben auch hier kein bisschen: ein perfekter Song um verschlafen in den Sonnenaufgang zu blinzeln – ob am Heimweg nach einer durchtanzten Nacht oder bei einem Frühstück am Gipfel der Gefühle wird allerdings offengelassen.

Reptile Youth sagen auf ihrem gleichnamigen Debutalbum der Monotonie den Kampf an, lassen dabei nichts unversucht und sind nie um musikalische Leihgaben und Referenzen verlegen. Ein kleines Meisterwerk.

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