Sado Maso Guitar Club

Abseits des Wasserkopfs
Wo Rock ’n’ Roll bunte Blüten treibt: die neuen Alben des Sado Maso Guitar Club und von Bo Candy & His Broken Hearts.

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Das kleine heimische Popwunder der letzten Jahre, das in seiner Breite und Qualität etwa vom Popfest Wien vorbildlich dokumentiert wird, ist – anders als der Titel der genannten Veranstaltung vermuten lassen könnte – natürlich mehr als ein Phänomen aus der Bundeshauptstadt. Eine ebenso große Rolle spielen dabei viele der Landeshauptstädte, aber auch kleinere Orte – die sogenannte Provinz. Zum einen, weil diese zuverlässig gute Bands ausgespuckt hat, die über kurz oder lang dann doch wieder den Weg in Richtung Wasserkopf Wien finden sollten. Und zum anderen, weil sie in Form vieler, über Jahre hinweg kreativer Zellen eben auch Heimat so mancher Musikschaffender geblieben ist. Zwei treffende Beispiele dafür haben sich vor Kurzem mit neuen Alben zurückgemeldet.

Da wäre etwa der Sado Maso Guitar Club aus Graz. 2009 von Matthias Krejan als ein freier agierender Spin-off der auch international überaus gefragten Sixties-Trash-Rock-’n’-Roller The (Incredible) Staggers ins Leben gerufen, lässt die Band auf ihrem Zweitling die ausgestellte Psychedelik-Affinität locker in Richtung Pop ausfransen. Gesang und Gitarre kratzen dabei weniger im Ohr als noch bei früheren Arbeiten, der bunte Strauß von Ideen wird von handwerklicher Versiertheit zusammengehalten – eine Konstellation, die der Musik aber leider etwas von ihrer Unmittelbarkeit nimmt.

Auch Bo Candy & His Broken Hearts haben ihr zweites Album am Start. Und die Band rund um Tom »Kantine« Pronai, der in seinem Studio im burgenländischen Oslip schon so manch österreichisches Vorzeigealbum auf Spur gebracht hat, greift ebenfalls auf gut abgehangene Rock-’n’-Roll-Traditionen zurück. Neben stampfenden Stücken glänzen auf »Flowers Must Fade« aber auch entschleunigte Elegien, die nach schwerem Herzen und gleichzeitig nach Trost, sehr persönlich und gleichzeitig allgemein gültig klingen, irgendwie nach echtem Leben – und jedenfalls, um die Klammer zur Einleitung zu schließen, alles andere als provinziell.

Bild(er) © Katharina Jessner, ACODA
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