Schmetterling und Taucherglocke

Jean-Dominique Bauby war Mitte der 90er Chefredakteur des Modemagazins „Elle“ und führte ein Leben wie Gott in Frankreich. Dann ein Schlaganfall: Als er aus dem Koma erwacht, ist Bauby fast vollständig gelähmt und muss lernen, sich ausschließlich durch Blinzeln des linken Augenlids mit der Außenwelt zu verständigen. Auf diesem langwierigen Weg diktiert der erschütterte Egozentriker […]

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Jean-Dominique Bauby war Mitte der 90er Chefredakteur des Modemagazins „Elle“ und führte ein Leben wie Gott in Frankreich. Dann ein Schlaganfall: Als er aus dem Koma erwacht, ist Bauby fast vollständig gelähmt und muss lernen, sich ausschließlich durch Blinzeln des linken Augenlids mit der Außenwelt zu verständigen. Auf diesem langwierigen Weg diktiert der erschütterte Egozentriker schließlich jene Autobiographie, auf der Julian Schnabels gefeierter Erbauungsfilm basiert. Den bildenden Künstler Schnabel scheint an der Verfilmung nicht zuletzt die sportliche Herausforderung gereizt zu haben: Das erste Drittel des Films erzählt er streng aus der Perspektive des gelähmten Bauby (Mathieu Amalric), in wabernden, zerfließenden Bildern (Kamera: Janusz Kaminski) und starren Einstellungen, in die Baubys Besucher hinein sprechen müssen wie in eine Webcam. Erst allmählich ergänzen Bilder von außen die Innenansicht. Leider merkt man dem Film nicht immer so viel Mühe an wie bei diesen manieristischen Bravourstücken: Was von Baubys Kampf um Überleben und Verständigung bleibt, ist vor allem die alte Schnulze vom großbürgerlichen Genussmenschen, der sich nach einem Schicksalsschlag auf die wirklich wichtigen (kleinbürgerlichen) Tugenden besinnen muss. In Phantasiesequenzen wird dazwischen gern zum metaphorischen Vorschlaghammer gegriffen.

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