Nach 46 Jahren Bandgeschichte gibt es zwar eine unüberschaubare Anzahl von Konzertmitschnitten, ihre Dokumentaristen suchen sich die Rolling Stones aber immer noch sorgfältig aus: 1969 waren es die Kameras der Gebrüder Mysles, die sie für „Gimme Shelter“, dem kontroversen Film über das berüchtigte Altamont-Konzert, hinter die Kulissen blicken ließen. Mit Jean-Luc Godards politischer Reflexion „One […]
Nach 46 Jahren Bandgeschichte gibt es zwar eine unüberschaubare Anzahl von Konzertmitschnitten, ihre Dokumentaristen suchen sich die Rolling Stones aber immer noch sorgfältig aus: 1969 waren es die Kameras der Gebrüder Mysles, die sie für „Gimme Shelter“, dem kontroversen Film über das berüchtigte Altamont-Konzert, hinter die Kulissen blicken ließen. Mit Jean-Luc Godards politischer Reflexion „One Plus One“ zeigten sich Jagger & Co später unzufrieden. Martin Scorsese lehnte das zuerst angebotene Mammutkonzert vor 1.5 Millionen Besuchern an der Copacabana ab, stattdessen filmte er die Band im kleinen Konzertsaal des New Yorker „Beacon Theatre“. Herausgekommen ist die erste Komödie über die Rolling Stones. Wie Scorsese einzelne Schwarz-Weiß-Szenen von den Dreharbeiten slapstickartig gegeneinander montiert, geht über teilnehmende Beobachtung weit hinaus. Es ist die augenzwinkernde Spiegelung eines in die Jahre gekommenen Mythos, dessen repetitive Inszenierung längst zur Selbstironie geraten ist. Ging es bei „Gimme Shelter“ noch um die Höllenfahrt einer Rockband, so liefert „Shine A Light“ Momente himmlischen Vergnügens, wenn in schnellen Cross-Cuts die eingespielten Marotten der Altherren-Rocker-Darsteller vorgeführt werden. Scorseses Dramaturgie lädt den Zuseher damit zwar immer wieder zum Gelächter ein, mit zunehmender Film-(Über)länge gerät sie jedoch zur ermüdenden Vergötterung. Man hätte sich mehr echte Einblicke erhofft – obwohl die entfesselte, musikalische Hochform der vier Mittsechziger alle Erwartungen übertrifft.