Shortcomings

Wir möchten frei von Vorurteilen sein. Frei davon aufgrund banalster, oberflächlicher Unterschiede zu kategorisieren. Wir reden es uns immer wieder ein, manipulieren uns selbst es zu glauben, verdrängen es. Doch in uns arbeitet es weiter, macht sich bemerkbar in kleinen unscheinbaren Aussagen, in geringfügigen Abweichungen im Verhalten gegenüber anderen Personen, in Verhaltensmustern, die erst im […]

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Wir möchten frei von Vorurteilen sein. Frei davon aufgrund banalster, oberflächlicher Unterschiede zu kategorisieren. Wir reden es uns immer wieder ein, manipulieren uns selbst es zu glauben, verdrängen es. Doch in uns arbeitet es weiter, macht sich bemerkbar in kleinen unscheinbaren Aussagen, in geringfügigen Abweichungen im Verhalten gegenüber anderen Personen, in Verhaltensmustern, die erst im gesamten erkennbar werden. Eine erzwungene Selbstkontrolle, Selbstzensur ohne jegliche Erkenntnis oder der Möglichkeit dazuzulernen. Denn es ist nicht verwerflich bewusst wahrzunehmen, dass Menschen anders sind als man selbst. Erst wie man mit diesem Bewusstsein umgeht macht den ausschlaggebende Unterschied. „Shortcomings“ ist die aktuellste Kollektion aus Adrian Tomines „Optic Nerve“ Serie. Tomine schickt seine Protagonisten Ben und Miko in jene Grauzone der ethnischen Identitätsfindung und Identitätswahrnehmung, der kulturellen Vorurteile und Prägung und auch dessen, was man irrationaler weise immer noch als „Rasse“ bezeichnet. Aber anstatt einen Konflikt zu erzwingen lässt Tomine die Charaktere einfach nur sein, umzeichnet ihre Beziehung zu einander und zu den Personen in ihrem Umfeld. In seinen sparsamen, aber präzisen Bildern befasst er sich mehr mit dem Individuum. Der Wink mit dem Zaunpfahl existiert hier nicht, nicht mal mit dem Finger wird gedeutet. Adrian Tomine, seit bereits mehr als 10 Jahren einer der beständigsten Comic Künstler in Sachen Inhalt und Darstellung, erweitert die Facette von „Optic Nerve“ um eine weitere Nuance der zwischenmenschlichen Befindlichkeiten. „Shortcomings“ ist hintergründig ebenso sehr eine Geschichte über das Zusammenkommen verschiedener Menschen, wie es vordergründig um das Auseinanderleben von Menschen handelt. Vorteilhafterweise braucht man allerdings keine Angst vor belastend melancholischen oder geradezu depressiven Tönen haben. Trotz der ernsthaften Thematik und Herangehensweise, trotz der Darstellung der bitteren Niederlagen des Lebens, kann es Tomine vermeiden fatalistisch zu werden. Großartiges vom stillen Star der Comics

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