In lockerem Plauderton erzählt Lilin über seine Jugend in der transnistrischen Stadt Bender.
Er ist Teil der Organisation der Sibirier, einer alten und stolzen Kaste von Kriminellen, die Stalins Deportationswahn von Sibirien nach Transnistrien gezwungen hat. Aufgewachsen in einem Stadtviertel, in dem die Polizei den Kürzeren zieht, in einer Familie, in der die meisten Männer dem Verbrechen nachgehen, führt uns Lilin in die Welt der „ehrbaren und anständige Kriminellen“ ein. In seinem Umfeld werden Waffen wie Ikonen behandelt, macht man Kinder von klein auf mit dem Handwerk des Tötens vertraut und dass 14/15jährige Vorstrafen haben, im Jugendgefängnis gewesen sind oder bereits einen Mord oder Mordversuch begangen haben, gilt als völlig normal. Das Zusammenleben, Auftreten und Handeln der Sibirier, die von sich behaupten, keine gewöhnlichen Verbrechen zu begehen, sondern solche, hinter denen eine „kriminelle Philosophie“ steht, ist durch strenge und widersprüchliche moralische Gebote und Codes geregelt. Wichtig sind unter anderem Respekt gegenüber der arbeitenden Klasse und den einfachen Leuten, Respekt vor allen Lebewesen (ausgenommen Regierungen, deren Vollzugsorgane und Homosexuellen) und das Gebot, Schusswaffen nur im Notfall zu benutzen. Eine Definition, die uns als dehnbar geschildert wird. Nach Aufenthalten im Jugendgefängnis, unzähligen Messerstechereien und der exzessiven Anwendung von Schusswaffen durchlebt Lilin erste Zweifel …