Das Split-Album von Outkast war irreführend: Big Boi offenbart sich als mindestens so kunstfertiger, erfinderischer Rapper des dreckigen Südens wie André 3000.
Wie sehr Outkast ein Duo war, kann man eigentlich erst heute sehen. Andre 3000 zog lange das meiste Scheinwerfer-Licht auf sich, denn er galt als der exzentrische, experimentelle Part, drehte zu Zeiten des Bruchs von Outkast überzeichnete Videos mit rivalisierenden High School Gangs und Aliens auf der Suche nach Liebe. Wegen ihm diskutierte man darüber, ob HipHop überhaupt noch relevant war oder mit ihm eine mögliche Zukunft aufschien. Die Single „Hey Ya“ überstrahlte ohnehin den Release des zweigeteilten Albums „Speakerboxxx/ The Love Below“ (2003). Big Boi wirkte daneben wie der Part, der den Erfindergeist von Outkast gebremst hatte. Doch weit gefehlt. Sein erstes, echtes Soloalbum mit dem umständlichen Namen wirft mit gewagten Ideen um sich, die mal an die gemeinsamen Jahre anknüpfen, dann wieder aus einem Raum ganz jenseits der aktuellen Konvention entrissen sind, ganz so, als gäbe im Umfeld von HipHop heute tatsächlich noch eine Krone für originelle Pionierarbeit zu vergeben. Big Boi hat sie wiederentdeckt. Trotz drei Jahren Verspätung und einem Labelwechsel überschlagen sich die Hooks, die Crossover-Hymnen, die überhitzten Robo-Synths. „General Patton“ klingt wie die HipHop-gewordene Choral des dunklen Imperiums, während die große Janelle Monae auf „Be Still“ der Liebe ein Wiegenlied singt. „Shine Blockas“ rollt als wären Lowrider eben erst erfunden worden, „Follow Us“ lässt die Neptunes mit Indierockern tanzen. Und in genau dieser Herrlichkeit geht das fünfzehn Tracks dahin.