Auf „Skying“ vertreiben The Horrors mit verträumten Dream-Popmelodien die statische Monotonie des Psychedelischen.
Nach einer zweijährigen kreativen Schaffenspause, in der The Horrors nicht nur zu sich selbst fanden sondern ein eigenes Aufnahmestudio in Dalston, London, bauten, melden sich nun die Pioniere des modernen Psychedelia mit ihrem bereits dritten, im Alleingang produzierten Album „Skying“ zurück, das ohne Erwartungsdruck sondern mit einer natürlichen Selbstverständlichkeit das Erbe des hochgepriesenen Vorgängers „Primary Colours“ antritt. So scheint es, dass die Zeiten des jugendlichen Übermuts nun endgültig Geschichte sind und das Londoner Quintett mit ihrer neuen Platte nun einmal mehr unter Beweis stellen konnten, dass sie in den vergangen Jahren zu ernsthaften Musikern herangereift sind. Der New-Wave-Chic mit auftoupierten Haaren und kreidebleichen Gesichtern wich einer geradlinigen, sterilen Ästhetik, die direkt aus Wahrhols Factory entspringen könnte.
Auch musikalisch gesehen distanzieren sich The Horrors, deren Bandname nur mehr auf ihre schaurige Garage-Punk-Vergangenheit verweist, bewusst von ihren Ursprüngen: Rhys Webbs Orgelklänge, die auf ihrem Debüt „Strange House“ noch einen leichtbesaiteten Hörer einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließen, sind nun völlig verbannt und durch raffiniert-detaillierte Synthies ersetzt worden; Joshua Hayward konnte auf „Skying“ seine Faszination für die Shoegazing-Ikonen My Bloody Valentine völlig befreit ausleben und schuf dabei eine riesige Musikleinwand, auf der die anderen Akteure ihre individuellen Pinselstriche setzen konnten. Wie durch das Drehen einer Blende, verschwimmen die einzelnen Popmelodien wie Wasserfarben ineinander und blühen in einer opulent arrangierten Musiklandschaft auf. Das bezaubernde „You Said“ oder die erste Single „Still Life“ stehen beispielhaft für den Reifeprozess, den The Horrors seit „Primary Colours“ vollzogen haben. Suchten sie sich zunächst noch selbst im pedantisch kultivierten, psychedelischen Irrgarten, streifen sie nun auf offenen, farbenfrohen Blumenwiesen.
Die statische Monotonie des Post-Punks hinter sich gelassen, ist Faris Badwans sanfter Gesang in floralen, femininen Dreampop-Melodien gebettet, in denen Trompeten für den unerwarteten Feinschliff sorgen. In verträumten, in sich schwingenden Klangwolken fungiert der dumpf-dröhnende Bass als pulsierendes Herzschlagmetronom und ist, wie im dramatischen „Dive In“, für die Vielschichtigkeit, den Tiefgang, der Lieder verantwortlich. Haben die einstigen Krawallmacher auf ihrem zweiten Album, zwecks Emanzipation, stur von ihren Garage-Wurzeln Abstand genommen, kann „Syking“ als Versuch betrachtet werden, jene beiden Seelen in ihrer Brust zu vereinen. In „Monica Gems“ lässt ein fast schon salopper Gitarrenriff den alten Punkrockcharme der früheren Tage wiedererkennen und auch „Moving Further Away“ spiegelt ihre neu gewonnene Offenheit wieder, in der – ganz nach alter Shoegazing-Manier – metallische „Störgeräusche“ als Melodieträger eingesetzt werden. Somit ist „Syking“ eine stimmige Weiterentwicklung, die einen versöhnlichen Blick in die Vergangenheit wirft.