Wundertüte, bunt gemischt – Das englische Duo Fuck Buttons ist auf seinem dritten Album innerhalb der Grenzen des selbstauferlegten Minimalismus so experimentierfreudig wie nie zuvor. Eine Druckwelle der Beliebigkeit.
Die Musik der Fuck Buttons hat immer schon davon gelebt, dass in ihr nicht allzu viel passiert. Andrew Hung und Benjamin John Powers haben ihr Projekt stets als eine große und lange Wiederholung gestaltet: Ein Pulsieren, das wie in Zeitlupe zu beobachtende Anschwellen eines Muskels, eine konstante Vorwärtsbewegung. So generiert das englische Duo an Synthesizern, Drum-Machines, Billig-Casios und Kinderspielzeug Intensität; Fuck Buttons sind eine Fahrt mit einem sehr langsamen Zug an die Wand – aussteigen kann man nicht. Auf ihrem dritten Album geben sich Fuck Buttons verspielt und vielseitig wie nie zuvor. Hier wird in der Geschichte der monotonen, minimalistischen Musik geforscht, die unterschiedlichen Darreichungsformen des Dröhnens abgeklopft und in den zähflüssigen Strom, der sich da „Fuck Buttons“ nennt, eingepasst.
Da gibt es kosmisch-elektronisches Zwitschern zu erleben, das aus der Kraut-Schule Berlins von Acts wie Tangerine Dreams abgehört scheint, und John-Carpenter-hafte Horror-Szenarien. Nachdem Fuck Buttons 2012 mit zwei Stücken bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Sommerspiele in London dabei gewesen sind, wird nun auf „Slow Focus“ auch wieder im Dienste des sportlich-triumphalen Gefühlsbombasts das Arpeggio geritten. Anderswo wird das ewig sich dehnende, noisige Brummen und Zittern der großen Gruppe Earth beschworen. Hinsichtlich des Rhythmus sind Fuck Buttons diesmal abenteuerlustiger als bisher: In manch verstolpertem Beat mag man den Einfluss zeitgenössischer Tanzmusik heraushören – wenn auch in der durch die Mangel gedrehten, verbogenen und quietschende Variante, wie sie die den Fuck Buttons ganz ähnlich gelagerte Gruppe Black Dice beispielsweise betreibt. Man merkt schon: Diese Platte ist ein veritables Name- bzw- Style-Dropping. Ein großes Vorführen unterschiedlicher Einflüsse, die Präsentation der Bilder einer Ausstellung. Ein ein wenig orientierungsloses Herumprobieren, das dabei zweifellos höllisch knallt, eiert und komisch groovt.