Es gibt unendlich viele Neo-Folk-Alternative-Country-Bands. Und cirka zwei davon sind wirklich interessant. Eine andere heißt The Low Anthem.
Im kleinsten und liberalsten Bundesstaat der USA sind The Low Anthem daheim, in Rhode Island ganz im Nordosten der USA, und erträumen sich in elf Songs US-Nostalgie. Hier wird Americana zerdehnt, zu langsamen Strängen verlängert und rundherum eine täuschend echte Fassade einer namenlosen, US-amerikanischen Kleinstadt gebaut – mit der Fake-Stimme von Bob Dylan, mit Fake-Mariachi-Bläsern, mit Fake-Blues, mit den immergleichen Geschichten von Sünde und Gewalt, mit dem Klang-Fremdkörper Klarinette und archaischen Bildern. Das alles geht in das große Auffangbecken für Americana hinein. Und mittlerweile ist es nicht mehr vorrangig, in seinen Einflüssen kohärent zu sein, denn der Sound von The Low Anthem ist es allemal. Die Songs wiegen sich langsam, funktionieren nicht nur als Blasen, sondern als Kapseln der Vergangenheit. Mit Ausnahme dieser unnötigen Klarinette – bitte, schmeißt die weg und wir checken mit euch auf jedem noch so schäbigen Mississippi-Dampfer ein.