Bassmusik hat selten bleicher geklungen. Und der verkrampfte Versuch es experimenteller anzugehen, erhöht den Spassfaktor auch nicht gerade.
Der Brite Toby Ridler aka Becoming Real bedient sich auf diesem Mini-Album (7 Tracks auf einer Länge von knapp 29 Minuten) bei fast allem, was die Insel gerade musikalisch so anzubieten hat, er modelt es für seine Bedürfnisse etwas um und macht sein eigenes Ding damit. Future Garage/ Bass, UK Funky, ein wenig Grime, ein bisschen was von der zurückgelehnten Variante von Dubstep und zum Drüberstreuen wird auch auf Importware wie Footwork oder drahtigen deutschen Techno zurückgegriffen.
Die Schwerpunkte sind dann bei jeder Nummer etwas anders austariert, aber das Klangbild ist dafür sehr einheitlich. Nämlich eher herbstkühl, ein wenig streng und von einer gewissen digitalen Schärfe und artifiziellen Hohlheit geprägt. Macht zusammen britische Bassmusik durch die Hände und Geschmacksfilter von jemand interpretiert, der traurigen 80er Wave nicht unbedingt als unangenehm empfindet und der auf den Klang von alten Drummachines und grellere Softsynths steht. Der Opener „Snow Drift Love“ ist ein smart angehouseter aber sehr konventioneller und gerader Clubtrack für die frühen Stunden, der mit seinem in der Schleife liegenden, leicht angechoppten R&B-Sample nicht weiter auffallen wird. Das darauf folgende „Lady Lazarus“ geht es dann etwas technoider an. „Work Me“ mit der Raggavokalistin Lady Chann ist zwar auf deren Vocals zugeschnitten, eine richtige Einheit will aber trotzdem nicht daraus werden, 10 Jahre Grime-Instrumentals aus der Playstation hin oder her.
„Equinox“ ist dann ein abwechslungsreicher und komplexerer aber irgendwie unangenehm hektischer Track der wieder einen MC vertragen hätte. „Anthropology“ ist dann der melancholisch-ambientöse Ruhepol des Albums. Nur wenig schneller das darauf folgende „Slow Memory“ mit einer gewissen Alice als Gastsängerin die über Asia-Samples einen getragenen Slow Motion-Pop Song singen darf – Eindeutig das Highlight auf dem Album. Die Schlussnummer „Zoning“ wirkt dann wieder so, als wollte da jemand, der vom Tanzboden kommt, mal sehr experimentell sein.