Es gab eine Zeit, da wollte so cirka jede Sängerin klingen wie Sade. 20 Jahre später ist Sade statt Role Model eine Ausnahmeerscheinung.
Ende der 80er gab es kaum eine elegantere, geschmacksvollere Stimme als die der in Nigeria gebürtigen Helen Folasade Adu. Sie war mit ihrer Band Sade gleichzeitig mitverantwortlich für all den nachfolgenden gleichförmig smoothen Souljazz, für abertausende CDs unnötiger Cocktailbarmusik, für cool vorgetragene Geschichten gebrochener Herzen, für gefühlige und teuer klingende Hintergrundmusik. Doch für üble Kopien kann man Sade nicht belangen. Irgendwann wurden dann ohnehin aus Frauen wie Björk oder Amy Winehouse neue Leitfiguren. Zwischen 1992 und heute war Sade nur noch mit einem Album präsent. Ende 2009 kündigte dann der fast schon martialische, verzweifelte Titelsong „Soldier Of Love“ das gleichnamige Album an. Der überraschend metallische Grundsound dieses Songs ist nun nur teilweise ein Gradmesser für das sonst so fein ausgewogene und zurückhaltende Wort-und-Klang-und-Produktions-Geflecht von Sade. Wieder spielt man die bekannten, vereinzelt allzu bekannten, Stärken aus. Einflüsse von außen sind nur sehr selten so klar identifizierbar wie bei „Babyfather“ und „Be That Easy“ (Reggae, Country). Sonst hat musikalisch völlig eigenständige Sublimität wieder einen Namen: Sade.