Sommer in Orange

Großstadt-Aussteiger in Bhagwan-Euphorie mischen Lederhosen-Dörfler auf: Aus der Sicht eines jungen Mädchens entsteht ein sehenswertes Stück Lebensgefühl aus den frühen 80er Jahren.

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Berliner Aussteiger steigen ins Landidyll ein: Eine Handvoll Bhagwan-Anhänger – ja genau, jene mit den orangefarbenen Gewändern – trifft auf bayrische Provinz. »Sommer In Orange«, angesiedelt in den 80er Jahren, kann sowohl als komödiantische Version von Huntingtons »Clash of Civilizations« gesehen werden, wie auch als fein gemachter Kinder- und Familienfilm. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die ziemlich orientierungslose Mama Amrita und ihre beiden Kinder Lili und Fabian, alle drei Mitglieder besagter und ebenfalls desorientiert wirkenden Bhagwan-Sekte, deren vegetarische Lebensfreude, Naivität und Exotik nicht nur in der ländlichen Volksschule, die Lilli besucht, für Irritationen sorgt. Spätestens als die Guru-Gläubigen sich aufmachen, den geerbten Bauernhof in ein Therapiezentrum zu verwandeln, kommt Bewegung in die dörfliche Gemeinschaft, die bislang hinter Zäunen versteckt dem bunten Treiben zusah. Von der Räumungsklage und angedrohten Traktor-Rodung bis zum nächtlichen Polizeieinsatz: Der bayrische Rechtsstaat fährt seine »Mir san mir«-Stacheln aus, das RAF-Fahndungsplakat beim Fleischhauer unterstreicht die Drohkulissen der damaligen Zeit. Erzählt wird das alles aus der Perspektive Lillis, die mit ihrem Wunsch, Bhagwan-Lebensstil und Lederhosen-Philosophie zusammenzubringen, beide Gruppierungen in ziemliche Ratlosigkeit versetzt. Dass letztendlich dann doch irgendwie die Liebe siegt – zwischenmenschlich wie auch fleischlich –, hinterlässt kein unangenehmes Gefühl.

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