Dauerverzerrter Ostblockwave der 80iger entwachsen im 3. Album dem knackigen Garagengrunge. Zurück bleibt ein Grüngelbstichiger Abdruck.
“When I get back home, I won´t be the same no more.” – Die erste Zeile. Von Reisen inspiriert waren die Handsome Furs schon in den ersten zwei Alben. Das Debütalbum ist nach einem Park in Helsinki benannt, der Nachfolger bezieht sein Material aus einem Russlandtrip und friert Gedanken à la “eine kurze Wolf Parade-Affaire” ein. Dass das Ehepaar Dan Boeckner und Alexei Perry dem Status eines Nebenprojekts entwachsen sind und genügend Stoff für weitere Platten findet, bestätigt sich nun einmal mehr.
Die Weiterentwicklung ihres Stils sorgt dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Diese Gefahr wäre nämlich auf Grund der monotonen Art zu singen und dem minimalisten Popentwurf der Stücke durchaus gegeben. Innerhalb des Albums hallt der Wunsch nach Abwechslung aber schon streckenweise mit. Knarrende militätisch stampfende Beats aus der Drummachine machen dann klar: Das sind verquere 80er-Synthiebrocken, die Richtung Garagerock waven. Einschübe im Stil von Neon Neon oder Simian Mobil Disco markieren “Sound Kapital” als deutlich tanzbarer als zuvor entwickeltes Songmaterial. Das immer weitere Entfernen vom Rock zum Elektronischen bedeutet in der Causa Handsome Furs glücklicherweise kein süßklebriges Massaker, crunchy ist es freilich auch nicht.
Bis auf ein paar rohe straffe Akkorde wurde die Gitarre ganz verbannt und das gesamte Material ausschließlich auf den Tasten komponiert. Die spröde Seite könnte von der Reiseroute herrühren, die für den dritten Streich durch die östliche Hemisphäre des Erdballs führte. China, Myanmar und Korea, die nicht gerade im Zentrum des popkulturellen Geschehens stehen, waren ebenso Ziele wie zahlreiche Städte im Osten Europas. Ersichtlich wird das Ganze auch durch Album Art Work Fotos und den kühl-technischen Industrial-Style, der mitunter ungesund gelb-grünstichig schimmert.